Backpacking in Kuba – Kultur, Zigarren und Havanna

Kuba

Warum Kuba? Das wurde ich oft gefragt und vielleicht werden nicht alle nach einer Kuba-Reise die gleiche Meinung teilen, doch die karibische Insel wickelt dich mitihrem Charme und ihrer unkonventionellen Art einfach um den Finger. Eben weil sie nicht wie die restlichen karibischen Inseln ist. Günstig ist die Reise auch nicht, Flüge in die dominikanische Republik kosten beispielsweise grade mal ein Viertel so viel. Und dann auch noch diese politische Situation im Land, vor der sich alle fürchten.

 

Wer aber nicht das materielle Paradies, sondern ein kulturelles sucht, dessen Charme und Reiz nicht bezahlbar oder greifbar ist, der wird Kuba in sein Herz schließen. Für mich ist es ein Abenteuer und eben kein üblicher Urlaub mit allen Selbstverständlichkeiten. In Gedanken hat man all diese Bilder von fröhlichen tanzenden und musizierenden Menschen am Strand oder in bunten Straßengassen, aber auch von Mangelwirtschaft und harten Einschränkungen der Menschenrechte. Natürlich ist der Sozialismus allgegenwärtig, aber das weiß man ja schließlich schon vor Reiseantritt. Wichtig ist vor allem unvoreingenommen und ohne riesige Erwartungen nach Kuba zu reisen, nur dann kannst du Land und Leute richtig kennenlernen.

 

Einreise unter Beobachtung

Mit dem Flieger ging es in fast 11 Stunden von Frankfurt aus nach Havanna. Wie gesagt, sind die Flüge nach Kuba nicht gerade preiswert, doch wenn man vorher etwas vergleicht, kann man sicher auch hier Schnäppchen schlagen. Von einem Privatjet in die Karibik kann man jedoch bislang nur träumen. Vor der Einreise braucht man – neben seinem gültigen Reisepass natürlich – so eine Touristenkarte. Die kann man sich bei der Botschaft oder im Konsulat vorher holen. Bei Pauschalreisen werden die meines Wissens auch direkt dazu verschickt. Mit einer richtig ausgefüllten Karte kann man dann immerhin 30 Tage im Land bleiben.

 

Man muss aber nicht nur persönliche Daten, sondern auch eine staatlich anerkannte Unterkunft für den Aufenthalt nennen können. Also sollte zumindest für die ersten Tage schon eine Bleibe vorher gebucht werden. Bei der Einreise wird nur die eine Hälfte dieser Touristenkarte eingezogen, die zweite bleibt bei dir und du musst sie auf jeden Fall gut bis zum Reiseende aufbewahren, sonst gibt es bei der Ausreise Ärger! Außerdem müssen bei der Ausreise noch 25 CUC bezahlt werden, die man am besten auch gleich am Anfang beiseitelegt.

 

Cash statt Visa

Zum Geld allgemein ist zu sagen, dass man im Vergleich zu anderen Ländern mit dem Dollar in Kuba nicht sehr weit kommt. Beim Dollartausch wird außerdem eine 10 Prozent hohe Strafgebühr erhoben. Auch das für viele zur Selbstverständlichkeit gewordene Bezahlen mit Kreditkarte ist hier nur selten möglich, schon gar nicht, wenn sie von einer amerikanischen Bank sind. Für mich ist das allerdings kein Problem, muss man eben etwas flexibel sein.

 

Dann doch lieber Euroscheine mitnehmen (keine Münzen) und vorort tauschen. Das Zahlungsmittel für Touristen in Kuba ist der „Peso Convertible“, kurz CUC genannt. 1 CUC entspricht in etwa 0,75 Euro. Kubaner zahlen in CUP, der richtigen Nationalwährung, der aber etwas weniger wert ist. Natürlich kann man als Backpacker auch versuchen, diese Währung zu kaufen,  um so bei lokalen Geschäften etwas billiger einkaufen zu können. Wie lange diese etwas skurrile Parallelwährung aber noch existiert ist nicht sicher.

 

Passport, please!

Doch zurück zur Einreise: die dauert in Kuba! In einer großen Halle müssen sich die Einreisenden einreihen und warten, bis die kritischen Kontrolleure einen durchwinken. Ich wartete eine geschlagene Stunde, bis ich an der Reihe war. Nach dem langen Flug und den 6 Stunden Zeitverschiebung ist man schon etwas gereizt, aber die Leute dort machen auch nur ihren Job. Und das heißt Pässe und Einträge genau kontrollieren.

 

Einmal in der Kontrollkabine wirst du erst fotografiert und dann zum Teil auch befragt, z.B. über den Grund deiner Reise, aber auch über deine bisherigen Reisen. Dank der vielen Stempel in meinem Pass dauerte dieser Teil etwas länger. Doch egal ob kommunistischer Freund (z.B. Vietnam) oder kapitalistischer Feind (z.B. USA) – keines meiner vergangenen Ziel wurde zum Problem. Endlich durfte ich offiziell einreisen.

 

Eigentlich wird auf vielen Infoseiten noch darauf hingewiesen, dass in Kuba seit 2010 bei der Einreise ein gültiger Krankenversicherungsschutz nachgewiesen werden muss. Ich hatte vorher einfach bei meiner Krankenkasse angerufen, von meinen Reiseplänen erzählt und sofort wurde mir eine Versicherungsbestätigung – in Englisch und Deutsch – zugeschickt. Die nette Kontrolleurin am Flughafen hatte dafür jedoch keine Augen, wahrscheinlich war sie zu sehr mit meinen Reisepass-Stempeln beschäftigt. Einen Impfpflicht für die Einreise besteht übrigens nicht, man sollte sich aber vielleicht doch vorher mal beim Tropeninstitut über sinnvollen Impfschutz informieren.

 

Kuba

Kuba

 

Varadero – Badeurlaub vs. Kulturschock

Vom Flughafen bei Havanna fuhr ich mit dem Bus erst einmal zwei Stunden östlich Richtung Varadero. Bevor ich mir die quirlige Hauptstadt vornehme, will ich erst einmal richtig ankommen, mich eingewöhnen und auch etwas ausspannen.

 

Die schmale, langgezogene Landzunge ist die wohl touristischste Gegend auf der Insel. Je weiter man die einzige Hauptstraße hinausfährt, desto abgeschotteter ist man vom richtigen Kuba. Hier bleiben Touristen unter sich, reservieren Punkt 7 Uhr ihrer Hoteleigenen Liegen und verbringen dann 14 Tage nur am – zugegeben – idyllischen Strand von Varadero. Für alle, die gerne Karibik wollen, aber bitte ohne kulturellen Einfluss. Darum entscheide ich mich für ein nettes, kleines Hotel gleich am Anfang der Landzunge, um wenigstens noch etwas Kontakt zum Land zu bekommen.

 

Mangelwirtschaft bei Sonnenschein

Hier erwartet mich ein Paradies im Sozialismus. Man merkt schnell, dass in Kuba alles etwas lockerer und langsamer angegangen wird. Deine Toilette auf dem Zimmer geht nicht? Vielleicht kommt  morgen jemand vorbei. Bis dahin trink doch erst mal einen Rum mit uns! Dein Zimmer ist von der Klimaanlage mit Wasser überflutet? Mal sehen, ob wir den Klempner erreichen, mach doch erst einmal Siesta mit uns! Die meisten Europäer werden etwas Schwierigkeiten haben, sich an diese Mentalität zu gewöhnen. Man muss sich eben darauf einlassen.

 

Und man merkt auch schnell, dass Sozialismus eben Mangelwirtschaft bedeutet und man dann selbst in den All Inclusive Hotels nicht jeden Tag alles zur Verfügung hat. Den einen Tag gibt es keine Tomaten, an einem anderen fehlt der Kaffee, für frisches Obst steht man an. Wie früher in der DDR, würden meine Eltern sagen. Aber man kommt klar, verhungern wird man sicher nicht und schließlich ist man nicht zum Essen auf Kuba.

 

Willkommen im Realsozialismus

Man muss an dieser Stelle auch das nötige Verständnis für die Menschen in dieser politischen und wirtschaftlichen Situation aufbringen. Und gerade, wenn es mal nicht um Geschäftliches oder Dringlichkeiten geht, sind die Kubaner ein sehr warmes Völkchen, die gerne alles mit dir teilen. Die Menschen sind sehr herzlich, tragen meist ein breites Lächeln im Gesicht und sind für kleine Gesten unheimlich dankbar. Vor allem wenn man ihnen mit Respekt entgegenkommt und z.B. das bisschen Spanisch zusammenkratzt und damit versuchst eine nette Unterhaltung zu führen. Allgemein kommt man auf Kuba selbst mit Deutsch noch besser voran als mit Englisch.

 

Varadero ist sonst wirklich ein schönes Fleckchen Erde. Ich nehme für 5 CUC den Bus, der hier alle paar Minuten die Hauptstraße auf und abfährt, und fahre bis zum spitzen Ende der Landzunge und laufe dann einfach den breiten Sandstrand zurück. Das Meer ist klar, hat etwas Wellengang und man möchte alle paar Meter einfach nur reinspringen. Am Strand trifft man neben vielen Sonnenanbetern auch ein paar Einheimische Angestellte, die mal kurz Pause machen. Wir unterhalten uns, über ihr Land und ihren Job und darüber, wie man die vielen Vorschriften und Einschränkungen versucht zum Umgehen. Und trotz fehlender Presse- und Meinungsfreiheit sind die Kubaner stolz und irgendwie glücklich. Sie jammern nicht und versuchen das Beste daraus zu machen.

 

Kuba Zigarren

Kuba Zigarren

 

Ich treffe einen kleinen Händler, die auf seinem Fahrrad am Strand frische Ananas und Mangos verkauft. Er bettelt nicht, er will keine Almosen und bei einem kleinen Plausch erzählt er mir von seiner Familie und seiner kleinen Tochter und er wirkt einfach sehr zufrieden. Ich wünsche mir wirklich, etwas von dieser Gelassenheit und diesem unbeschreiblichen Freiheitsgefühl, was diese Menschen trotz ihrer politischen Situation ausstrahlen, mitzunehmen.

 

Unterwasserwelt als Kriegsschauplatz

Rund um Varadero starten täglich viele Taucherboote, um die Unterwasserwelt zu erkunden. Normalerweise kann man eigentlich immer zur Tauchbasis Vorort gehen und seinen Trip dann dort gleich buchen. Es schadet sicher auch nicht vorher im Internet die Bewertungen der verschiedenen Tauchbasen zu sehen, z.B. auf www.taucher.net.

 

Verkaufsmentalität – Fehlanzeige!

Auf Varadero gibt es nicht so viele verschiedene Tauchbasen, darum wähle ich die nächstbeste – Barracuda – und rufe vom Hotel aus einfach mal an. Besser: ich versuche anzurufen. Die Telefone funktionieren gerade nicht so gut und ich höre kaum das Tuten am anderen Ende. Wieder typisch Kuba: Telefon funktioniert nicht, statt sich darum zu kümmern, es zu reparieren, arrangiert man sich irgendwie. Wird schon wieder gehen irgendwann.

 

Bis dahin laufe ich einfach mal zur Basis und treffe auf etwas verkaterte Tauchlehrer, die eher genervt als begeistert von ihrem neuen Kunden waren. Etwas was einem hier häufiger passiert: das fehlende Interesse am Verkauf. In vielen orientalischen oder asiatischen Ländern kommt man um Handeln und Feilschen nicht drum rum, man wird förmlich bombardiert mit Angeboten. Kuba ist da wesentlich entspannter.

 

Do-it-yourself – Tauchen

Ich buche mir also einen Tauchtage mit zwei Tauchgängen. Am nächsten Tag werde ich von meiner Unterkunft abgeholt – zwar fast eine Stunde später als vereinbart, aber immerhin. Kurz bevor es auf das etwas kleine Boot geht, kriege ich meine Leihausrüstung. Die ist echt in Ordnung, kann man nicht meckern, ich hatte schon wesentlich schlimmere gesehen. Der Service hält sich etwas in Grenzen, in vielen anderen Ländern bekommt man alles wortlos zusammengebaut und hin und her getragen. Aber ich mag es, meine Ausrüstung selber zusammenzubauen und mich nicht auf andere verlassen zu müssen. Die Crew ist dennoch sehr nett und man kommt auf dem kleinen Boot schnell prima ins Gespräch.

 

Entspannt auf über 30 m Tiefe

Etwas Angst machte mir nur unser Ziel. Ich hatte angegeben, noch Anfänger zu sein, heißt im Taucherklartext: ich habe einen normalen OWD-Schein von Padi (Open Water Diver) und darf damit offiziell nur 18 Meter tief tauchen. Unser heutiger Tauchspot ist ein fast 40 Meter tiefes gigantisches Wrack, was mich zugegeben schon ziemlich reizt.

 

Außerdem geht das Gerücht rum, dass Kuba der einzige Ort auf der Welt wäre, an dem man Tauchscheine von Padi – ein amerikanisches Unternehmen – nicht annehmen würde. Wie erwartet, sind die Kubaner aber auch hier relativ gelassen und nehmen mich ohne weitere Nachfragen einfach mit.

 

Kuba Strand

Kuba Strand

 

Altes Kanonenschiff „Russian Destroyer“

Mein Tauchbuddy war schon ein alter Hase und so wagte ich den Rausch der Tiefe. Es war etwas kälter als gewohnt und mit zunehmender Tiefe wird es auch dunkler und die Farben dumpfer. Aber das Wrack war einfach genial! Es ist eine alte Fregatte namens „Russian Destroyer“ und auch um das Wrack herum lagen noch viele große Einzelteile herum. Außerdem schien das Schiff Panzerautos oder ähnliches geladen zu haben, davon fand man auch noch einige am Grund. Mein erster richtig tiefer Tauchgang war also ein voller Erfolg und ich werde dieses 100 Meter lange Wrack nie vergessen.

 

Der Charme von Havanna

Mit einem Mietwagen ging es dann endlich wieder Richtung Havanna. Es gab ein paar echt wunderschöne Spots auf dem Weg dahin. Ich mache einen Abstecher nach Matanzas, eine kleine Provinz im Norden. Dort hatte mir ein Kubaner eine alte Apotheke namens Botica Francesa empfohlen, die von außen recht unscheinbar wirkt. Eher wie ein Wohnhaus.

 

Alte Apotheke in Matanzas

Ein alter Herr fegte gerade vor der Eingangstür und als er mich sah, lächelte er und bat mich herein. Weit und breit war kaum ein Mensch. Der Mann führte mich herein und neben einer pompösen Treppenhalle erwartete mich eine wirklich alte und vor allem beeindruckende Apotheke.

 

Es ist, als hätte man irgendwann im 19. Jahrhundert die Tore geschlossen und einfach alles so stehen lassen, wie es ist. Die schweren Holzregale ragten bis unter die Decke und überall standen Fläschchen, Fässer oder Ampullen mit ominösen Substanzen. Der alte Mann gab mir zu verstehen, dass diese Apotheke einzigrtig ist, weil sie eben noch komplett ausgestattet ist. Nach einem Rundgang wollte ich ihm zum Abschied und zum Dank etwas Geld geben, doch er winkte ab und drückte einfach nur meine Hand.

 

Als ich aus der Apotheke kam, regnete es auf einmal aus Strömen. Das Wasser stand schon auf den Straßen und als ich endlich im Auto war, war ich bereits klitschnass. Ich machte mich auf dem Weg weiter nach Havanna und überall sah ich Menschen und Autos im Regenwasser versinken. Als es wenig später aufgehört hatte zu regnen, zog das Wasser aber auch ruckzuck wieder weg, ein paar Frauen legten ihre Hauseingänge wieder trocken und alles war wie vorher.

 

Wo bleibt der Bus?

Auf den großen Straßen standen manchmal dutzende Menschen am Rand, scheibar wartend, und nur ganz selten sah man mal einen Bus, aber der war dann auch unvorstellbar prall gefüllt. Wie ich wenig später erfuhr, ist das Benzin seit Jahren stark rationiert und die privaten Autos (gekennzeichnet durch gelbe Nummernschilder) bilden oft Fahrgemeinschaften. Außerdem wurden wegen dem US-Embargo v.a. aus Osteuropa Autos importiert. Der Lada scheint hier das Standardfahrzeug zu sein. Die vielen Kuba-typischen Oldtimer stammen dagegen noch aus der Zeit vor der Revolution, weshalb heute oft Ersatzteile fehlen. Die Fahrer der bunten, alten Karren wollen aber oftmals Kohle für ein tolles Touristenfoto mit dem Oldtimer, wie ich feststellen musste.

 

Stadt mit tausend Gesichtern

Endlich in Havanna angekommen, schlendere ich erst durch kleine heruntergekommene Gassen, die stark nach Entwicklungsland aussehen. Wenig später finde ich mich auf einem großen, schicken Platz mit sauberen Terrassen und ausladenden Balustraden. Ich stehe auf dem Plaza de Catedral, dem Eingang zur berühmten Jesuiten Kirche. Berühmt deshalb, weil hier bis ins 19. Jahrhundert die Gebeine von Christopher Kolumbus gelegen haben sollen. Ich nehme die nächste Seitengasse, diesmal etwas farbenfroher und weniger kaputt. Diese Stadt sieht an jeder Ecke anders aus.

 

Einen Mojito, bitte!

Ich wollte noch einen Abstecher zur Bodeguita del Medio machen, der angeblichen Mojito-Stammbar von Ernest Hemingway. Eine kleine, offene Kneipe mit Livemusik und bis zum Rand gefüllt mit Menschen. An der Eingangstür haben sich hunderte Fans aus aller Welt verewigt.

 

Auf dem Weg zurück zu meinem Auto komme ich an einer Art Büchermarkt vorbei, mit alten Büchern und Zeitschriften, wobei die meisten davon sozialistische Propaganda-Werke sind. Aber auch Hemingway kann man hier für nur ein paar CUC kaufen, und so kaufe ich mir als Andenken seinen Klassiker „Der alte Mann und das Meer“, um es an meinem letzten Tag mit Rum und Zigarre am Strand zu genießen.

 

Plaza de la Revolucion & Capitolio Nationale

Zwei Sehenswürdigkeiten wollte ich in Havanna noch abklappern: den Plaza de la Revolucion und natürlich das Capitolio Nationale. Ersteres ist der größte Platz Kubas und Castro hielt hier regelmäßig politische Kundgebungen. Neben einer riesigen Statue von José Martí sind hier auch mehrere Regierungsgebäude, u.a. auch die streng bewachten ehemaligen Büroräume von Fidel Castro. Auf dem Innenministerium prangt der gigantische Kopf von Che Guevara.

 

Allgemein findet man auf ganz Kuba überall Plakate wie auch Wandkritzelein mit Bildern von Fidel oder Che, die zur anhaltenden Revolution auffordern. Es liegt immer ein gewisser Kampfgeist in der Luft. Das Capitolio Nationale – übrigens ein Nachbau des Washingtoner Originals – glich leider grade einer Baustelle, doch lohnt dennoch einen Besuch.

 

Kuba

Kuba

 

Einmal mit John Lennon auf der Parkbank sitzen

Ein bisschen Zeit bis zum Abend blieb noch, darum machte ich noch einen Abstecher in den Parque Lennon. Ja, richtig gelesen, ein John Lennon Park in Kuba! Der kleine unscheinbare Park heißt auch nur so, weil auf einer Parkbank ganz unschuldig eine lebensgroße Lennon-Skulptur sitzt.

 

Einziges Manko: die berühmte Brille des Ex-Beatles wurde immer wieder geklaut, darum gibt es heute einen Parkwächter, welcher die Brille immer einsteckt und sie John nur für Fotozwecke auf die Nase setzt. Zu meinem großen Glück war besagter Parkwächter heute da und ich konnte einen Schnappschuss von Lennon und mir schießen.

 

Havanna bei Nacht

Es wird langsam Abend und viele Touristen fahren in Reisebussen an mir vorbei. Die besuchen jetzt wahrscheinlich die Tropicana Show – ein Tanzcabaret mit traditionellen Kostümen und viel Essen und Trinken. Für mich klingt das alles aber eher nach Schickimicki-Treffen und so beschließe ich lieber Havanna bei Nacht zu entdecken.

 

Zusammen mit einem britischen Pärchen, das ich im Lennon Parque kennengelernt hatte, erkundeten wir ein paar Kneipen und tranken ein paar Mojito. Man braucht da absolut keine Angst zu haben, man fühlt sich eher unheimlich willkommen. Überall tanzen Menschen, feurige Gitarrenmusik dröhnt aus den Bars und die Lebensfreude steckt dich einfach an. Und selbst wenn die Läden alle langsam schließen, sind auf den Straßen und an der langen Mauer entlang am Meer immer noch hunderte Menschen.

 

Zigarre & Rum am Strand

Es ist mein letzter Abend auf Kuba und ich schnappe mir Zigarre, Rum und Hemingway und setzte mich ans rauschende Meer. Bei dem Gedanken wie ich an diese Schätze gekommen bin, muss ich immer noch schmunzeln. Kubas Exportschlager kann man in vielen Fabriken in der Herstellung bewundern und dann teuer kaufen. Die staatlichen Läden sind allesamt sehr gut überwacht und auch die Angestellten werden überall immer wieder kontrolliert.

 

Kuba Havana

Kuba Havana

 

Echten Anejo kaufen – gewusst wie!

Ich habe mir das Havanna Club Museum angeschaut und auch an der Verköstigung danach kräftig teilgenommen. Dieser gute Rum ist schon eine feine Sache. Meinen ersten Anejo (7 jähriger Rum) habe ich in einer coolen Live Bar zusammen mit einem kubanischen Rocker aus einer Biker Gang getrunken. Der Typ meinte, ich solle das unbedingt man probieren. Doch eine Flasche 7 jähriger Havanna Club war mir dann doch zu teuer. Wie kam ich also sonst an den Rum ran?

 

Über eine Bekanntschaft habe ich mir sagen lassen, dass man dem Barkeeper des Hotels einfach nur eine dunkle Tüte mit Geldscheinen über den Tresen schieben soll. 5 CUC für eine Flasche, 10 CUC für zwei usw. Ein paar Minuten später liegt dann die Tüte wieder auf dem Tresen für dich – mit Rum drin. Es war zwar kein Havanna Club, aber ich muss sagen, er schmeckte fast besser, allein schon wegen seiner abenteuerlichen Beschaffung.

 

Von Gürteln zu echten kubanischen Zigarren

Noch verwegener kam ich nur an meine Zigarren. Ich hatte mich für Romeo y Julietta entschieden, nach Cohiba und Montechristo die besten Zigarren Kubas. Auch hier waren mir die Exemplare in den staatlichen Läden viel zu teuer. Traurig durchstöberte ich stattdessen ein paar andere Läden. Ein Verkäufer wollte mir ein paar dicke Ledergürtel andrehen, ich lehnte dankend ab, woraufhin er mich schelmisch fragte: Was willst du dann?

 

Ich hatte das Wort „Zigarren“ noch nicht einmal fertig ausgesprochen, da packte er mich bei der Hand und zog mich aus seinem Laden, die Straße, ein paar Seitengassen und Hinterhöfe entlang und ich stand auf einmal in seiner Privatwohnung. Eine ältere Dame mit Baby auf dem Arm saß wenig überrascht am Tisch und als ihr der Mann mein Anliegen erklärte, drückte sie mir das Kind in die Arme und kehrte wenig später mit einer 25er Schachtel Romeo y Julieta zurück. Wirklich toll, aber woher….? Keine Fragen und bitte nicht öffentlich zeigen, wurde ich gebeten. Für 50 CUC sind sie dein! Um den Kauf zu besiegeln pafften wir noch eine zusammen und danach führte der Gürtelverkäufer mich wieder gut gelaunt auf die Hauptstraße zurück.

 

Adiós

Und da saß ich mit meinen Errungenschaften und ließ die letzten Wochen an mir vorüberziehen. All die Eindrücke und dieser Duft der Revolution in der Luft. Ich musste in dieser Zeit oft an das Lied „Venceremos“ von den Toten Hosen denken. Es beschreibt Kuba und genau dieses Gefühl, was einem in diesem Land immer wieder begegnet:

“Und im Niemandsland
ein riesengroßes Schild
auf dem Castro seinem Volk

nochmal verspricht:

 

Wir werden siegen – irgendwann einmal.
Und wir leben nur für diesen einen Tag.

Wir werden siegen – irgendwann einmal.
Venceremos, doch es wird ein langer Kampf“

 

Ich bin Julia, 24, aus dem schönen Dresden und meine größte Leidenschaft ist das Reisen, am liebsten in Kombination mit dem Tauchen. Schon als Kind hatte ich das Glück in einer recht reisefreudigen Familie aufzuwachsen und so durfte ich bereits tolle Länder wie Kenia, Mexiko oder Sri Lanka kennen lernen.

 

Nach dem Abi war ich dann erstmals allein als Backpacker in Australien unterwegs, wo ich meine Liebe zur Unterwasserwelt entdeckte. Seitdem suche ich immer wieder nach neuen Tauchzielen – von Mittelmeer, Ägypten, Thailand bis eben Kuba – und bin gespannt, was mir auf diesen Reisen noch alles begegnen wird.

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