Free Sleep Tour 2006 – Sport und Abenteuer mit dem Rennrad
Das ist die Tour, die ich im August 2006 gefahren bin und nach den Wegen und Stationen, die man auf der Karte sieht, werde ich die Geschichte meiner FreeSleepTour auch beschreiben. Natürlich passt das hier nicht super in den Blog, aber man muss ja mit irgendwelchen Geschichten anfangen.
Station 1 – Start in Luckau
Da bin ich also losgeradelt ohne große Planung und ohne Sinn der Tour. Ich hatte nur das Ziel zur Ostsee und zurück mit dem Rennrad zu schaffen. Keiner wusste, was auf mich zukommt, oder was ich alles benötigen würde deswegen habe ich auch nur einen kleinen Rucksack mit ein paar meiner Meinung nach wichtigen Sachen mitgenommen. Darunter befanden sich natürlich Wechselsachen, diverse T-Shirts, ein paar Stollen (Habe ich als Wärmer genutzt), was zu trinken, was zu lesen, Zahnbürste etc., Badehose, Handtuch und ein gutes Outfit, falls ich mal weggehen sollte. Ganz zu schweigen von einer fetten Portion Motivation und Ergeiz.
Weg a – Luckau (Spreewald) nach Wildau (nähe Berlin) 71 Km
Auf diesem Weg habe ich keine Fotos gemacht warum auch. Es war eine Strecke, die ich schon gefahren bin. Hatte Meine Großeltern, die in Wildau wohnen, schon einmal mit dem Rennrad besucht. Der Weg ist recht Simpel und außer den letzten 20 Kilometern relative flach. Man kann schöne Landstraßen fahren, aber es war trotzdem ein komisches Gefühl so lange unterwegs zu sein und nur das zu sehen, was man schon kennt.
Station 2 – Wildau
Eine Stadt der Ideen mit der TFH, in der ich jetzt studiere. Meine Großeltern haben noch im Garten geschlafen und da bin ich natürlich auch gleich hin. Meine Oma versuchte mir die Idee immer noch auszureden und redete mir dauernd ein, wie gefährlich so etwas doch ist und was mir alles passieren könnte. *lach*
Na ja, ich hab es wie ihr sehr überlebt. Der Tag war aber recht langweilig, weil ich für 71 Km ja nicht lange brauche und so fast den ganzen Nachmittag für mich hatte. Opa hat mir dann aber noch eine Karte gegeben (im Nachhinein ganz nützlich gewesen). So habe ich für den nächsten Tag schon mal die Route klar gemacht. Nach der ersten Nacht fühlte ich mich super fit und bereit für den großen Aufbruch. Es gab ein ausführliches Frühstück und ca. 9:00 Uhr machte ich mich dann auf den Weg.
Weg b – Wildau nach Torgelow 202 Km
Das ich gerade am ersten Tag so weit fahre hätte ich nie gedacht, aber im nachhinein schon klar, weil ich gut gegessen hatte und gut geschlafen hatte. Na ja und am 1 Tag bin ich zudem auch nicht so viel gefahren. Anfänglich hatte ich noch ganz schöne Probleme, da ich durch Zeuthen (nähe Wildau) gefahren bin und da fast nur Pflasterstraßen waren (ein echtes Grauen). Da habe ich mir schon gedacht, wenn dass so weitergeht kommst du nie zur Ostsee. Nach den ersten Kilometern legte es sich dann aber wieder und man konnte auf schönen Teerstraßen fahren. Dann ging es auf eine Bundesstraße. Zum nächstgrößeren Ort waren es dann 62 Kilometer, die wohl längste Straße, die ich gefahren bin. Ich machte vor dieser Goliatstrecke erst einmal Pause und aß Oma’s Wegzehrung.
Aber nun weiter… Die Straße war ziemlich gerade und man konnte endliche Kilometer vorausschauen. Man freute sich sogar über ein paar Kurven. Das gute daran war, dass man bei einer so monotonen Strecke, die auch noch sehr flach war seinen Rhythmus relative schnell gefunden hat. Wie schnell ich gefahren bin weiß ich nicht, aber kann man ja theoretisch ausrechnen, wenn man bedenkt, dass ich ca. 10 bis 12 Stunden gefahren bin und Die Strecke von 202 Kilometern. Ich möchte euch die Arbeit natürlich nicht abnehmen. Die nächste Pause ließ aber auch nicht lange auf sich warten und so machte ich kurze vor dem 62 Kilometerziel ein kleines Päuschen. Eine Gute Gelegenheit mal das Rennrad zu fotografieren. Seht selbst:
Als ich nach den fast beendeten Tag auf die Karte schaute bemerkte ich erst einmal, wie weit ich doch schon gekommen bin. Nun war angesagt bis zur Ostsee zu kommen. Na gut es war nicht direkt die Ostsee, aber ich wollte das Wasser sehen (Auf der Karte über Station 3 zu sehen). Es gelang mir aber nicht, denn ich war total müde und kaputt und machte ca. 30 Km davor halt. Es wurde langsam dunkel und ich war total fertig. Ganz zu schweigen von der Unterkunft, um die ich mich noch kümmern müsste. Da war ich also an meinen selbstbestimmten Zielort, wo ich versuchen wollte einen Schlafplatz zu finden. Ich machte ein kleines Päuschen und malte mir eine Taktik im Kopf… Wie bekomme ich jetzt einen Schlafplatz, bzw. was sage ich zu den Leuten? Schnell war mir klar, dass ich nicht mehr viel Zeit hätte. Es dämmerte schon und im dunkeln irgendjemanden zu fragen, ob man da pennen könnte war erst recht Dumm, da man da bestimmt schon leicht Gangstermäßig rüberkommt. Nach einem kurzem Testgespräch mit mir selbst klingelte ich an einer Haustür und war jetzt schon super nervös. Dann kam es wie von selbst „Hallo, ich heiße Chris Wilpert und komme aus dem Spreewald. Ich mache mit meinem Rennrad eine Ostsee Tour *zum Rennrad zeig*.
Leider bin ich Student und möchte daher so günstig wie möglich reisen. Hätten Sie für heute Nacht vielleicht einen Schlafplatz für mich?“. Die Frau lachte… Ich kam mir ein bisschen blöd vor, weil ich schon wieder demonstrative auf mein Rennrad zeigte. Sie meinte, dass sie so etwas nicht hätte und ich sollte doch mal da und da hinfahren, die nehmen Leute ab und zu für 1 Tag auf (es war irgendeine Organisation die Kinder und Jugendliche für eine Nacht aufnehmen, keine Ahnung, vielleicht sind die von zu Hause abgehauen oder so etwas… aber das war mir dann egal). Ich bin dort also hingefahren, aber da war alles zu und einbrechen, na ja auch nicht die feine Art. Ich machte mich also wieder auf den Weg um irgendwo zu klingeln. Gleich um der Ecke dieser komischen Organisation stand auch schon ein Haus, dass mir recht sympathisch vorkam. Ich klingelte… Eine sehr sehr alte Frau kam an die Tür und ich erzählte ihr wieder meine Geschichte (ich nenne es ab jetzt die 5 Sätze). Sie schaute mich nur verwirrt and und wollte eins ihrer Kinder holen (da musste ich schon schmunzeln…). Dann kam da aber doch eine etwas ältere Dame. Nun kamen wieder die 5 Sätze, aber auch sie schaute mich nur verdutzt an und rief ihren Mann. Nun standen sie alle drei an der Tür und ich habe zum 3ten mal meine 5 Sätze (wohl oder übel immer in einer etwas anderes Version, so dass auch der letzte es versteht). Das Ehepaar schaute sich an, beriet sich kurz und willigte dann doch ein.
Station 3 – Torgelow
Was für ein Freudengefühl bei mir ausbrach. Unglaublich, dass ich schon am 2ten Haus einen Schlafplatz gefunden hatte. Dann wurde ich zum Tisch gebeten und da gab es dann erst einmal ein schönes Abendbrot. Damit hatte ich nicht gerechnet… und nach einer kurzen Zeit der Zurückhaltung habe ich mich dann aber richtig satt gegessen und erzählte etwas von mir. Normaler Weise war ich ja kein Student. Zu der Zeit hatte ich aber schon einige Zusagen von Unis und Fachhochschulen und da bot sich die „Ausrede“ als Student richtig gut an. Am Abend bin ich dann noch eine kleine Runde spazieren gegangen. Es schien, dass Torgelow eine ziemlich schöne Stadt ist. Die Tagesfamilie (So nenne ich Familien, die mich an einem Tag „betreut“ haben) hatten mir schon Bettzeug und alles zurecht gemacht. Ich sollte im Gartenhäuschen schlafen.
Kurz darauf wurde es mir dann gezeigt. Ich musste fast schmunzeln und sagte dann: „Da habe ich ja das ganze Poolhaus für mich“ (sie hatten wirkliche einen Pool, es war aber zu kalt um diesen zu nutzen). Es sah super aus, aber dazu später… Nun wurde es aber schon richtig spät. Ich bastelte mir meine Route für den morgigen Tag zurecht und hoffte auf gutes Wetter. *schlummer schlummer* Ich habe gut geschlafen, fast zu gut, denn ich wollte frühs gar nicht mehr aus dem Bett. Ich spürte meine Beine, ohje das war wohl ein Muskelkater, ob ich mich vielleicht bei der ersten Strecke übernommen habe? Danach ging es ins Haus und dann auch gleich ins Bad. Anschließend war draußen auch schon das Frühstück gedeckt. Ich lehnte erst ab mit zu essen mit der Begründung, dass ich los müsste, aber da kam auch schon der Einspruch der Oma: „Nix da ohne was im Bauch lassen wir dich nicht weg.“. Na wer traut sich da schon zu wiedersprechen? Ich aß also ein wenig was und packte meine Sachen zusammen. Spontan kam mir dann der Gedanke noch ein paar Fotos zu machen, damit ich es nicht vergesse. Das Ergebnis seht ihr hier:
Nicht so schön, wie es Rayn in O.C. California hat, aber es war zu ertragen. Jetzt wollte ich mich erst noch verabschieden. War schon irgendwie eine komische Situation, sich dann dafür zu bedanken, dass man hier eine Nacht schlafen durfte. Dann fragte ich noch nach einem Gruppenfoto… gefragt getan:
*wink* Die Oma war übrigens glaube ich 97 Jahre alt und das Ehepaar schon im Rentenalter *räusper*. Die Oma wollte mir dann noch Geld in die Hand drücken, das ging mir dann aber wirklich zu weit und ich lehnte freundlich ab. Sie war ein wenig böse, aber von so fremden nimmt man kein Geld an. Ich war so schon glücklich genug, dass alles so schön geklappt hat und das ich etwas zum essen bekam.
Werg c – Torgelow nach Ückeritz (Usedom) 100 km
Die ersten 20 Kilometer waren echt schlimm, denn der Muskelkater in den Beinen war schmerzhafter als erwartet. Irgendwann aber monotomierte sich der Schmerz und man konnte in einem neuen Tagesrhythmus radeln. Schon unterwegs ging ich noch ein paar mal diverse Textvariationen durch, die ich dann am Abend ausprobieren wollte. Dann kam nach einer Brücke ein kleiner Parkplatz und ich beschloss die erste Pause für den Tag einzulegen. Ich hatte Glück, denn ich befand mich wieder an einem wunderschönen Ort…
Die Steine riefen schon förmlich danach, darauf zu balancieren und dabei machte ich auch gleich ein paar Fotos, bzw. Videos. Mensch fast wäre ich auch ausgerutscht, dann wäre so einiges den Bach runter, denn ich hatte ja keine Wechselschuhe oder ähnliches mit, aber Gott sei Dank ist ja nichts passiert.
Nach der Pause ging es auch wieder weiter. Man kam im nächstgrößerem Ort an und kaufte sich erst einmal ein halbes Zwiebelbrot und eine Flasche Wasser zum mitnehmen. Der Übergang zur Insel Usedom ließ auch nicht lange auf sich warten und so begann eigentlich erst das Abenteuer. Denn wer hatte schon gedacht, dass ich es schaffe bis hierhin. Natürlich machte ich viele Fotos um beweisen zu können, dass es wirklich passiert ist und ich keine Lügenmärchen erzähle.. So sieht es also aus, wenn man nach Usedom fährt…eine mehr oder weniger lange Brücke führte zu der Insel Usedom:
*puh* Also der Tag war schon hart, denn der Wind wurde auf Usedom nicht besser und an dem Tag war es sowieso schon sehr windig. Nicht, dass ich das Glück hatte mit Rückenwind zu fahren. Frontaler Gegenwind (Bei mir gab es dann noch schrägen Gegenwind *lach*) und das machte mir ganz schön zu schaffen. Eigentlich war geplant durch Usedom durchzufahren und zwischen Usedom und Rügen zu übernachten. Doch plötzlich kam ein Ortseingangschild mit der Aufschrift „Ückeritz“ und mir kam die Gegen schon sehr bekannt vor. Dann erinnerte ich mich auf einmal wieder… Hier war ich vor 1 Jahr als Betreuer und dann beschloss ich spontan mal zu gucken, wie es im Ferienlager so aussieht.
Vielleicht sind ja sogar welche von Störtebecker da, oder sogar Betreuer, die ich kenne. Leider war niemand da und ich wollte der Erinnerung wegen zum Strand runter. Hier hatte sich absolut nichts verändert und irgendwie ging mir in diesem Ort das Herz auf. Es war so wunderschön und die ganzen Erinnerungen an früher kamen wieder hoch. Ich beschloss den Eigentümer vom Ferienlager zu suchen und zu Fragen, ob ich vielleicht da schlafen könnte. Zuerst nahm ich mir aber vor schwimmen zu gehen. Am Strand war nicht viel los. Es war auch ganz schön kalt und na ja sehr windig… Natürlich bin ich dann doch nicht ins Wasser gegangen (Ja, ich weiß ich Wasserratte), aber ich ging ein wenig spazieren.
Nun aber weiter… Zurück im Ferienlager fragte ich in der Küche nach, ob mein Herz hier irgendwo noch ist (Eine lange Geschichte… Kurzfassung: Ich habe damals ein Mädel aus der Kantine kennen gelernt (war so alt wie ich, also keine Teilnehmerin) und wir hätten fast was zusammen unternommen, ergab sich dann aber nicht. Ich hatte mein Kuscheltierherz von meiner damaligen Freundin dort vergessen und sie hat es damals dann an sich genommen und aufbewahrt und meinte es liegt jetzt in der Küche). In der Küche meinten sie aber, sie hätte es irgendwann mit nach Hause genommen. Dann fragte ich schließlich noch, wo die Besitzerin ist. Sie sagten mir, dass sie zu Hause sei (Sie wohnte nur 2 Straßen weiter). Ich kannte sie ja noch von früher und beschloss dann gleich mal hinzufahren. Zu meiner Freude, war sie da und ich erzählte ihr von meiner Tour und von der damaligen Zeit als Betreuerin. Sie erinnerte sich Sofort und gab mir auch gleich ein Schlüssel für ein Bungalow.
Station 4 – Ückeritz
Wahnsinn für sie war es Selbstverständlich, dass ich hier schlafen könnte. Habe wohl damals einen guten Eindruck auf sie gemacht, oder war es weil ihre Tochter mal über mich geredet hat, denn es stellte sich heraus, dass das Mädel aus der Kantine die Tochter von der Besitzerin war. Ich wollte natürlich immer noch mein Herz und dann fragte ich sie, ob man sie antreffen könnte. Sie sagte, dass sie am Strand arbeitete. Ich fuhr also hin und fragte eine Kellnerin, ob sie da wäre. Ich war irgendwie ganz schön nervös, weil früher auch fast was gelaufen wäre, aber ist ja alles nicht *räusper*. Meine Auskunft meinte aber, dass sie erst Abends kommt. Ich hatte ja noch Ihre Nummer und habe sie dann auch angerufen. Sie hat sich sehr gefreut und dann sagte sie, dass sie Abends dann da ist und das Herz mitbringt. Da habe ich mich doch glatt mal schick gemacht (Wusste schon warum ich auch ein paar schicke Sachen mitgenommen habe)
Nach 5 Minuten begann es dann auch von der ein auf der anderen Sekunde zu regnen. Ich aß dann noch ne Pizza (5€ ne große Pizza) und bin im Regen nach Hause. Im Bungalow wartete ich also dann auch auf Katharina. Vergebens… Es war nun schon 23:00 Uhr und ich wollte sehr früh wieder los. Sie hatte mich nun schon wieder sitzen lassen. Was soll man also machen, so sind die Frauen… Ich schrieb ihr dann noch ne böse SMS und ging schlafen. Auf diese SMS kam natürlich nie eine Antwort und das Herz konnte ich damit auch abschreiben. Am nächsten Morgen machte ich mir aber kein Kopf darüber… Ich ging endlich mal wieder Duschen und machte danach ein paar Fotos vom Zimmer.
Ein Bungalow, wo eigentlich 12 Leute drin pennen können. Ganz für mich allein. Ich schlief übrigens super gut in den schon abgelegenen Betten. Nachdem ich nun wieder alles eingepackt hatte gab ich die Schlüssel ab und machte mich auf den Weg nach Rügen.
Weg d – Ückeritz (Usedom) nach Binz (Rügen) 106 Km
Neuer Tag neues Glück. So war es auch… fast, denn den Muskelkater spürte ich noch immer, aber es war definitiv nicht mehr so schlimm, wie am Tag davor. Leider ließ aber der Wind nicht nach aber dafür sah es öfters nach Regen aus. Trotzdem blieb es den ganzen Tag trocken. Der Weg war zur Belohnung aber einer der schönsten, denn man fuhr ab und zu am Strand lang und die Radwege waren gut ausgebaut. Zwar nicht perfekt für Rennradler, aber gut fürs Herz (Insider), wenn man auf solchen Wegen fahren kann
Um Die Mittagszeit suchte ich mir natürlich wie immer eine Bäckerei oder einen Discounter, wo ich mir etwas zutrinken holen könnte, oder wo auch Zwiebelbrot angeboten wird. Zwiebelbrot war einfach perfekt. Es machte immer satt und zudem ist es noch relativ günstig. In der Pause sah ich auf der Karte eine komische Linie in Richtung Rügen. Habe schon fast geahnt. dass es die Fähre sei… Habe mich dann auch dazu entschieden die Fähre zu nutzen. Man spart zwar maximal 50 km, aber so hätte ich mehr Zeit um etwas auf Rügen zu sehen. Wie sich später herausstellte war es die Richtige Entscheidung, weil der Tag noch wärmer und schöner wurde. Die Sonne schien und auf der Fähre konnte man sich gut entspannen. Des weiteren war es sehr angenehm, auf Rügen ab und zu auf solchen wie oben gesehenen Dünen zu fahren. Auf dem Weg überlegte ich mir die ganze Zeit schon, wie ich Rügen befahren will. Entweder ich mach eine richtige Rundfahrt, oder ich lass mich irgendwo nieder, bleib ein bis zweit Tage und dreh anschließend einfach um. Das Wetter war so klasse, dass ich unbedingt baden gehen wollte, deswegen blieb ich dann auch in Binz, einer der wohl bekanntesten Städte auf Rügen.
Endlich mal erholen und ein wenig sonnen. Natürlich hatte ich auch was zum lesen dabei und so war es fast ein halber Urlaubstag. Es war ja erst der 4te Tag von der Tour, also dachte ich mir wieso hetzen. Bleib doch noch 1 Tag hier und genieß das Wetter. Ja… und genauso wollte ich es dann auch machen. Nun wurde es schon ein wenig dunkel und ich beschloss mir einen Schlafplatz zu suchen. Da klingelte ich wieder von Tür zu Tür und die 5 Sätze kamen wie aus der Pistole geschossen… Leider ein nettes Nein. Kein Problem, dann eben beim nächsten. Das übliche Prozedere, aber wieder ein Nein… *grml*. Dann kam immer und immer wieder ein Nein. So ging das fast eine Stunde lang und es wurde immer dunkler. Was mach ich nun? Ein oder zweimal hätte man Platz für mich gehabt, aber ohne Money wäre nix drin gewesen. Ich hielt an meinem Prinzip fest, nach einer knappen halben Stunde war ich dann kurz vorm Aufgeben. Selbst an dem Stadtrand von Binz wollte mich keiner irgendwo schlafen lassen. Fast hätte ich irgendwo am Strand geschlafen, dann fragte ich noch bei einer Jugendherberge, aber auch da wurde ich abgelehnt.
In einer kleinen Erholungspause überlegte ich, wie ich das Problem am besten angehen könnte. Da wurde mir auf einmal klar… Natürlich lassen die hier keinen pennen, weil es halt einfach eine Touristenstadt ist. Wer hier wohnt zahlt ne Menge Kohle, oder will Kohle machen. Dann fuhr ich noch ein kleines Stückchen gen Norden in der Hoffnung was zu finden. Vielleicht gibt es hier irgendwo noch ein Dorf oder einen kleinen Ort. Was ich fand, war eine Bungalow Siedlung. Wieder klingelte und klingelte ich. Irgendwann verwies man mich an eine Frau, die so etwas angeblich öfters machte. Ich klingelte und erzählte das übliche… Ihr Mann war aber nicht da, und sie wollte das nicht alleine entschieden. Sie hatte sichtlich Mitleid, weil ich ihr erklärte wie schwer es ist, hier in Binz was zu finden. Wir gingen dann zu einer Freundin von ihr um die Ecke. Sie wusste auch nicht so Recht… Ich hätte zwar da irgendwo pennen können, aber da sollte es nach ihren Angaben sehr schlecht aussehen… Dann schickten sie mich nach Prora (Was das ist erkläre ich später). Da war ich dann auch, klingelte und bekam endlich eine Zusage.
Station 5 – Prora (Binz)
Prora ist vom KdF – (Kraft durch Freude) Bad. Es wurde früher zu Hitlerzeiten gebaut um Soldaten etc. einen schönen Urlaubsort zu bieten. Es war ein riesen Ferienkomplex. Es wurde damals nicht fertiggestellt und ist jetzt eigentlich nur noch eine überdimensionale Baracke. Man muss sich „nur“ ca. 20 nebeneinanderstehende 7 stöckige Wohnblöcke vorstellen. Jetzt befindet sich auch noch ein Museum darin. Ich weiß das, weil wir (Schulverband) in der 11 Klasse eine Exkursion dorthin machten (Nachzulesen unter Schule den Link Rügen).Alles wusste ich aber nicht, zum Beispiel das ganz Rechts im Teilgebäude Künstler wohnen, bzw. die die davon übrig geblieben sind. Das alles erzählte mir ein netter Herr, der selber Künstler war.
Normalerweise dürften sie hier keinen weiter Übernachten lassen, aber er meinte zu mir: „Wer kontrolliert das schon und wenn es nur für eine Nacht sei geht das schon in Ordnung“. Die Bedingungen dort, von der gesamten Tour ausgehend betrachtet, waren die Schlechtesten. Kein fließend Wasser, warm war es auch nicht unbedingt und bei mir gab es noch nicht einmal Strom. Er zeigte mir alles und gab mir auch noch Bettzeug und eine Matratze. Ich machte gleich ein paar Fotos…
Quasi ein Hochbett, nur nicht so gemütlich, aber wenigsten ein Dach über den Kopf. Platz hatte ich auf jeden Fall, denn in dem Ding war ja kein Mensch weiter, außer mir, er und sein Kind (Wie das da leben kann frag ich mich sowieso, ich habe es aber auch nur schreien hören…). Zum Glück war es draußen relative warm. Nach dem mehr oder weniger Schock holte ich mein Rennrad noch rein, weil es mir zu unsicher war es draußen stehen zu lassen. Abends unterhielten wir uns dann noch ein bisschen und irgendwie kamen da ganz schön viele Leute und gingen zum Strand. Da meinte er, dass die am Strand vielleicht wieder eine Party machen und das es da manchmal ganz schön laut zugehen würde. Klasse…, da habe ich dann 2 Mädels gefragt, was da los wäre und sie wussten es nicht. Um nicht Opfer des Lärms zu werden beschloss ich dann nach einem Klamottenwechsel selber mal nachzuschauen. Und siehe da es war wirklich eine Party. Plötzlich traf ich dann die beiden Mädels von vorhin wieder.
Beim anschließendem Spaziergang konnten wir sogar einen fast Sonnenuntergang miterleben… 200 m von uns entfernt war ja immer noch die Party und ich überredete die beiden noch 1 Stunde lang mal vorbeizuschauen. Die Mädels waren ja erst 15 und 16 (glaub) und mussten relativ früh wieder nach Hause. Ich blieb noch ein wenig auf der Party, aber die war nicht wirklich so der Renner. Was aber echt klasse war, war das Feuerwerk. Keine Ahnung was das für ein besonderer Tag war, aber in regelmäßigen Abständen am Strand wurden Raketen gezündet. Das war echt voll schön, bei so romantischen Augenblicken bereut man es echt wieder alleine unterwegs zu sein, aber was soll man schon machen. Wer nicht will der hat schon *lach*.
Am nächsten Morgen dann hat es, wie man eigentlich hätte erwarten müssen, geregnet. So musste ich den größten Teil des Vormittags noch in Prora verbleiben. Es hätte einfach keinen Sinn gemacht loszufahren, weil ich mich nur vollgesaut hätte. An einem Rennrad sind logischerweise keine Schutzbleche oder dergleichen *lach*. Um Mittag rum legte es sich aber dann und ich machte noch einmal ein letztes Foto von der doch unvergesslichen Nacht im KdF-Bad.
Weg e – Pause in Binz und weg nach Zirkow 8 km
Erst einmal ging es wieder zum Bäckermeister, denn mein Magen knurrte wahnsinnig und ich hatte Hunger auf eine Bullenmahlzeit. Nachmittags wurde es wieder ein bisschen wärmer und ich ging wieder an den Strand. Heute sollte ja der Ruhetag sein und so lag ich den ganzen Nachmittag auf der Faulen Haut am Strand. Dabei Beobachte ich Kinder, Mädels und Familien. Natürlich hatte ich meine Badehose an um eventuell doch noch ins Wasser zu gehen, aber ich war dann einfach zu Feige ins Wasser zu gehen. Wie man gleich sehen kann war der Strand gut gefüllt. Schade, dass es kein FKK Strand war *lächel*. Ins Wasser wollte ich trotzdem nicht. Zudem wäre es total umständlich gewesen irgendwo eine Dusche zu suchen, denn selbst nach dem abtrocknen wäre man klebrig vom Salzwasser. Dann noch in die Rennradklamotten?… nicht gerade von Vorteil. Ich verblieb also beim Strandsand, der später dann noch schwer genug abging. Leider war die Zeit am Strand recht kurz. Am spätem Nachmittag fing es wieder an zu regnen.
Es gab aber eine schöne Unterstellmöglichkeit und nach dem Regen bekam ich dieses super schöne Motive vor die Linse. Schöner als ein Regenbogen (Insider), oder? Nach der Regenbogensession bin ich dann noch ein wenig an der Promenade langgelaufen. Am Vortag musste ich ja schon so viele Pleiten in Binz erleben, da wollte ich ein bisschen weiter weg von dem Touristengebiet, deswegen bin ich dann auch nicht mehr länger geblieben und zugleich wäre ich schon wieder ein Schritt weiter in Richtung Heimat. Der Ruhetag tat mir echt gut, denn ich spürte keinen Muskelkater mehr und war auch nicht mehr so erschöpft. Selbst wenn es nur 8 Kilometer waren fand ich meinen Rhythmus relativ schnell.
Da kam auch schon das erste Dorf. Hier bekam ich leider auch wieder ein paar Absagen und bin nach dem 5 Haus ein Stückchen weitergefahren. Das nächste Dorf, in dem ich ankam, hieß Zirkow. Ein Dörfchen vielleicht mit 500 Einwohnern. Alles ziemlich bäuerlich… Das war gut, denn nach den ersten Tagen kristallisierte sich eine Zielgruppe heraus, die einen öfters aufnahm (dazu später). Am 3ten Haus klingelte ich wie immer und leierte meine übliche Masche hinunter. Erst bekam ich eine Absage von dem etwas älterem Herrn, denn angeblich hätten sie gerade Besuch. Nach einem kurzem Gespräch über die Tour hat er und seine Frau, die mit der Zeit auch kam, dann doch zugesagt.
Station 6 – Zirkow (Rügen)
Sofort habe ich mein Rennrad in der Garage abgestellt und bin erst einmal ins Häusle gegangen. Der Mann hat mir dann erst einmal gezeigt, wo ich schlafen kann. Er meinte, dass er Gäste hätte, weil bis Gestern noch sein Enkel und Co. hier waren. Sie seien an dem Morgen abgereist und er sagte es, weil man ja aufpassen müsste wem man was sagt. Beim runtergehen (wir waren im 2. Geschoss) unterhielten wir uns dann über schwarze Schafe. Der Tisch war schon gedeckt… Abendbrot. Die zweite Familie, bei der es was zu essen gab. Ich freute mich natürlich sehr, aber hatte schon ein blödes Gefühl dabei. Endlich mal wieder etwas anderes zu essen, aber auch hier war ich anfänglich sehr zurückhaltend und habe vieles erst einmal abgelehnt. Aber bei dem Hackepeter musste ich einfach zuschlagen. Mensch war ich an dem Abend satt. Wir saßen dann noch und haben uns über Gott und die Welt unterhalten.
Es war herrlich… Diese Gastfreundschaft und fast so herzlich wie meine Großeltern. Und schon wieder wurde ich gefragt, warum ich denn alleine fahre… Mensch, dass man heutzutage echt nichts mehr allein machen kann. Dann haben wir uns noch ein wenig über die DDR unterhalten usw.. Es war einer der schönsten Abende der Tour. Ich ging dann irgendwann hoch und plante die Route für den morgigen Tag. Rein Theoretisch hätte ich 2 Tage (grob geschätzt) brauchen müssen. Dann schlief ich aber schon ein… *schlummer schlummer*. Der Morgen war wie im Bilderbuch, die Vögel zwitscherten und die Sonne schien ins Zimmer. Das Ehepaar war natürlich vor mir wach (ich brauch halt meinen Schlaf). Schnell machte ich erst einmal meine üblichen Zimmerfotos.
Nebenan war auch eine Dusche, aber die war eiskalt, so musste ich auf einen guten Geruch wohl verzichten. Das Zimmer war nicht super groß, aber es hätten 2 Leute drin schlafen können. Zumindest ging es dann gleich runter zum Frühstück. Schon fast wie bei Oma und Opa in Wildau. Es gab mehr als reichlich und die Oma hatte mir sogar etwas zum mitnehmen geschmiert. Unglaublich wie viel sie mir mitgegeben hat. Eine Tafel Schokolade, Obst und Gemüse und dann noch 2 Brötchen… Ohne Frage hat das für den Tag gereicht. Unbedingt wollte ich dann noch ein paar Fotos von den beiden machen, weil sie einfach die nettesten und besten auf der Abenteuerreise waren. Noch einmal Danke für alles. Wenn ich es schaffe, dann besuch ich sie bei der nächsten Tour wieder. Nun wollte ich mich dann aber doch auf den Weg machen. Es war schon um 9 Uhr und ich wollte an dem Tag noch einige Kilometer hinter mich bringen.
Weg f – Zirkow nach Waren (Müritz) 144 Km
Ein komisches Gefühl wieder Rennrad zu fahren. An dem Tag fiel es mir irgendwie sehr schwer richtig in die Hufe zu kommen. Der Wind war nur mäßig bis schwach (gefühlt, heißt also fast windstill), aber die Strecke war sehr mühsam und schleppend. Es war auch kein Muskelkater, aber ein leichten Schmerz am linken Knie verspürte ich doch. Es war nicht weiter schlimm und auch nur am Anfang zu merken, also machte ich mir darum auch keine großartigen Gedanken. Rückzu bin ich dann an einer etwas größeren Stadt vorbei (Stralsund), wo eine etwas größere Brücke gebaut wird. Das habe ich natürlich auch gleich auf Foto festgehalten.
auf der rechten Seite sieht man ja den Ansatz der Brücke, leider gingen alle anderen Perspektiven schief, da sie echt gigantisch war und gar nicht in einem Bildformat festzuhalten war. Trotz dem vielem Essen bin ich in Stralsund angehalten um ein Zwiebelbrot zu holen (man kann ja nie wissen). Da habe ich mir auch gleich ein bisschen was angeguckt. Lange bin ich aber nicht geblieben, weil ich mein Zweitagesplan einhalten wollte. Die weitere Strecke war sehr zermürbend und ich merkte schon, wie ich öfters mal eine kleine Pause einschieben wollte. Natürlich war der Tagesrhythmus somit auch im A… .Dann fing auch noch das Wetter an immer schlimmer zu werden (s.o. rechtes Bild). Es roch auch komischerweise nach Regen (Schon einmal jemand davon gehört, das man, wenn man fast nur draußen ist, dafür empfindlich wird?). Ein schönes Panorama, aber sehr ungemütlich zu fahren. Es war vor allem kalt und nass. Nicht weil es geregnet hat, sondern weil das Gewitter warscheinlich schon vorbeigezogen ist. Die Straßen waren nass und es dauerte nicht lange und ich dann auch. Ich bin dem Regen also hinterhergefahren. Vor allem, wenn es durch Waldgebiete ging, fror ich ein wenig.
Pausen waren da auch nicht drin, denn wenn man sich nicht bewegt und einem erst einmal richtig kalt wird, dann will man auch nicht mehr. So hielt ich mich einfach immer weiter Tapfer auf dem Speedbike. In Waren (Müritz) habe ich wohl doch den Regen eingeholt, oder der nächste kam hinterher. Ich stellte mich unter eine Tankstelle und aß die leckere Schokolade und das andere Zeugs, was mir zuvor mitgegeben wurde. Nach fast 2 Stunden verzweifelte ich ein wenig am Regen. Bei diesem Wetter ist es Blödsinn zu fahren, weil man sich total vollsaut und ich hatte leider nur diese eine Rennradhose dabei. Oberteile waren immer leicht zu wechseln und davon hatte ich genug mit, weil man ja doch mehr schwitzt, aber an Rennradhosen sah es rar aus. Zudem ist es ohne Polster recht schmerzhaft zu fahren *räusper*. Außerdem, rutscht man relativ schnell aus mit dem wenigen Profil eines Rennrades und auf einen Sturz oder ähnlichem hatte ich so gar keine Lust, deswegen blieb ich einfach in Waren. Wieder machte ich mich auf die Suche nach einem Schlafplatz. Dann sah ich ein Häuserviertel und wollte es auch gleich wieder probieren. Leider sah es hier fast wie in Binz aus. Überall nur Absagen… Dieses mal aber aus einem andren Grund.
Hier hatte fast jede Familie ein Kind oder musste zu früh aus dem Haus um zur Arbeiten zu fahren o.ä.. Wer möchte schon einen Fremden im Haus schlafen lassen, wenn das Kind vielleicht nebenan schläft. Ich fand ja den Gedanken einer jungen Frau ganz nett, die mich zwar bei Ihr hätte schlafen lassen (Mensch die hat mir Blicke zugeworfen *g*), aber der Mann war nicht da und sie hätte das nicht verantworten können. Schade eigentlich, denn sie hat mir sogar gefallen. *lach* *sry*…. Ich zog dann auch weiter, weil ich nicht mehr daran glaubte hier etwas zu finden. Als ich aber dann wieder langsam aus dem Viertel rausging und trotzdem noch überall fragte kam ich dann bei den Straßenhäusern an und dachte mir, dass ich die Straße entlang weiter suche. Beim ersten Haus der Straße klingelte ich wie immer und stellte mich vor. Die Frau rief ihren Mann, für mich war das ein gutes Zeichen, weil jedes mal wenn das passierte hieß es, dass die eine Person damit einverstanden wäre, aber lieber den Partner noch einmal fragte. Hier war das dann aber Scheinbar nicht so. Die Frau lachte öfters, als sie es ihm erzählte. Ich dachte mir dabei nichts weiter und bereitete mich innerlich schon auf die nächste Haustür vor, aber der Mann sagte überraschend zu, natürlich zu meiner Freude.
Station 7 – Waren (Müritz)
Vielleicht war die Frau ja nur ne Lustbombe oder schauspielerisch unbegabt. Ich sollte kurz 5 Minuten warten und dann gingen wir in das Nachbargebäude (Eine Art Garage mit einer 2ten Etage). Er meinte, dass hier gerade seine Mieter ausgezogen wären. Mein Rennrad konnte ich auf dem Grundstück abstellen. Er nahm auch eine Luftmatratze mit. Ich habe einfach so mal gesagt, dass ich Schlafsachen mit hätte. Er zeigte mir alles und ging dann wieder. Zeit mich selber ein wenig umzusehen. Es war eine 1-Raumwohnung… So sah es dann aus, als man reinkam. Wenn man sich beim reingehen nach rechts dreht war da eine kleine Küche. Es war natürlich schön, dass eine da war, aber ich hatte ja nichts zum kochen oder so dabei, also für mich dann einfach nur Zwecklos. Das Bad klein, aber sehr fein. Alles sehr sauber und dazu noch eine wunderschöne Dusche. Wie ich mich darauf gefreut habe zu duschen (habe meine eigenen Geruch schon kaum mehr ertragen können).
Von meinem Schlafplatz aus gesehen zum Ausgang. Habe die Luftmatratze natürlich neben die Heizung gelegt, damit ich auch nicht frieren muss, denn draußen war es ein wenig kalt geworden. Auf jeden Fall freute ich mich, dass ich wieder was gefunden hatte. Es war wie immer keine Selbstverständlichkeit, aber langsam wurde es schon fast normal Abends irgendwo zu klingeln und meine 5 Sätze waren derweil schon fast perfektioniert. Richtung Heimat war es aber immer blöd zu sagen ich bin auf der Rückreise… Hätte ja Theoretisch auch mit Zug oder ähnlichen fahren können, aber ich wollte die Tour von Anfang bis Ende mit dem Rennrad durchziehen. Die Tour für den nächsten Tag war nun auch vorbereitet und ich wollte die Luftmatratze aufpusten. Ich war fast fertig und da fiel mir auf, dass da nirgends Stöpsel dran hingen.
Hatte er die vergessen? Schön blöd, denn nun saß ich da, fast fertig aufgepustet und mit dem Mund ist das ne ziemliche Leistung und dann sind keine Stöpsel da. Zudem war es auch noch recht spät und ich wollte nicht unbedingt rüber gehen und nerven. Nachher fliege ich noch raus oder weiß ich was. Keine Ahnung… wollte halt nicht aufdringlich werden. Da musste ich mir natürlich was einfallen lassen. Mein Finger war immer noch auf dem Loch. Vielleicht passt ein Stöckchen in die Öffnung. Aber mist es müsste den Druck aushalten und dann noch passen. Wo also so schnell etwas passendes herbekommen. Ich hatte nichts was hineinpasste. Kein Schlüssel oder ähnliches. Dann kam mir die Idee, dass ich es einfach zuhalten könnte. Aber auch dumm, denn wenn ich einschlafe ist die Luft wieder draußen und ich hätte mich gleich auf den nackten Bode legen können. Dann lag ich für ein paar Minuten auf dem Boden, aber der war so heftig, dass ich da morgen nicht mehr hätte fahren können. Mir fiel einfach nichts ein, aber dann sah ich meine Schuhe. Die Schnürsenkel!!! Die Idee des Abends… Nur blöd, dass die nun nicht ganz genau gepasst haben. Was nun? Wie kann ich den Rest drumherum abdichten? Die Socken genau! Das Projekt „Öffnungskiller“ war geboren und sah dann so aus:
Auf die Idee muss man erst einmal kommen. Wer hätte einen anderen Vorschlag gehabt? Schon fast von mir selbst fasziniert legte ich mich zum Probeliegen mal drauf. Es ging, aber trotzdem hatte ich ein komisches Gefühl dabei. Ich mein es ist ja alles nur aus Stoff, logisch also, dass auch Luft entweichen muss. Irgendwann lag ich dann auf dem „Bett“ zugedeckt mit meinem Handtuch. Dann merkte ich, wie immer mehr Luft entwich. Nicht weiter schlimm, dachte ich, weil um so weniger Luft in der Matte umso geringer der Druck und irgendwann würde dann auch nicht mehr soviel Luft entweichen. Mit diesen Gedanken schlief ich dann doch beruhigt ein. Um 4 Uhr wurde ich dann aber wieder wach. Verdammter mist die Luft war fast draußen und ich lag quasi schon auf dem Boden. Kann das scheiß Teil nicht noch ein paar Stunden länger Durchalten? Ich blas also noch einmal auf… *schlummer schlummer* Am nächsten Morgen wachte ich mehr oder weniger mit Rückenschmerzen auf. Man muss schon sagen, auch wenn es hier ziemlich gut aussah, habe ich hier am Schlechtesten geschlafen. Aber die Dusche entschädigte so einiges. Ich legte alles wieder zusammen und fuhr ohne ein Tschüs, aber auch, weil sie am Vortag schon meinten, dass sie sehr früh zu Arbeit müssen, weiter.
Weg g – Waren nach Golzow (nähe Stadt Brandenburg) 164 km
Ein Weg voller Erinnerungen und Flashback’s. Ich bin zwar sehr früh los, aber mir war schon jetzt bewusst, das ich die restliche Strecke nicht an einem Tag schaffe. Vielleicht habe ich es deswegen auch langsam angehen lassen. Der Tag war irgendwie komisch, weil alles gepasst hat, es schien zumindest so. Die Kopfhörer gaben ihren Geist auf, und so konnte ich nur noch Radio hören. Nur blöd, das die Batterien da rasend schnell runter waren und ich es nur noch als Ohrschützer nutzen konnte. Es ist sonst grauenvoll bei einer angenehmen schnellen Geschwindigkeit dauernd ein rauschen im Ohr zu haben. Ich erinnerte mich mit freuden an die ersten Tage zurück. Jetzt habe ich es fast geschafft.
Eine gute Woche war ich unterwegs. Ich erinnerte mich an den 2ten Tag. Dort habe ich auf der langweiligen geraden mal ein Blümchen am Straßenrand gesehen. Es war rot und klein und auf meiner ganzen Tour habe ich es nicht vergessen und ich musste andauernd daran denken. So einsam und ganz allein wie es da wuchs, aber trotz allem in voller Blühte. Dazu so unberührt von den äußeren Einflüssen, außerdem strahlte es eine Arte Bescheidenheit aus. Selbst die Straße und die vielen Autos konnte es nichts anhaben. Ich bereue zutiefst, dass ich kein Foto gemacht habe, aber ich weiß noch genau wie ich in Zeitlupe daran vorbeigefahren bin. Als wäre ich diese Blume. Habe mich viel mit diesen Gedanken auf der Tour beschäftigt, aber das ist ja schon wieder eine andere Geschichte. Morgen wäre ich dann schon wieder zu Hause. Wie das wohl ist, wenn ich wieder da bin? Pause… dann noch ein paar Fotos zur Erinnerung. Ich sah teilweise auch echt schlimm aus… Schade, dass ich mich beim fahren nicht selber fotografieren kann.
Nach einigen Kilometern viel mir auch wieder der Schmerz im linken Knie auf. Was das wohl sei? Es war ein komischer Schmerz und ich beschloss nach der Tour auch gleich mal zum Arzt zu gehen. Denn es war irgendwie sehr unangenehm. Beim fahren war es fast weg, aber jedes Mal nach den Pausen, bzw. bei den ersten Kilometern spürte man ihn. Endlich kam ich dann in Brandenburg (der Stadt) an. Es war ein Ziel auf meiner Tour, weil wie schon gesagt ich zu dieser zeit eben eigentlich noch gar kein Student war und mir zudem nicht ganz genau klar war, wo genau ich studiere. Brandenburg war eine Option und ich wollte mir alles mal anschauen. Leider hatte dort schon alles zu und ich bin dann auch gleich weiter gefahren. In größeren Städten ist es einfach unpraktisch nach einem Schlafplatz zu fragen.
Außerdem war es noch nicht dämmrig und somit hätte ich noch ein wenig Zeit und um so weniger müsste ich am nächsten Morgen noch fahren. Nach ein paar Kilometern kam ich dann auch schon in dem Örtchen Golzow an. Es war nicht sonderlich groß, aber immerhin auf der Karte. Ich klingelte wieder von Tür zu Tür. Nach einigen Häusern kam ein Mädel an die Tür. Es sah so aus, als wäre sie so ungefähr in meinem Alter. So etwas ist mir auf der Tour noch nicht passiert, denn entweder sie waren so jung, dass ich gleich nach den Eltern gefragt habe, oder schon so alt, dass sie Besitzer des Hauses o.ä. gewesen sein könnten. Ich geriet ein wenig ins stottern, aber fragte schließlich doch nach den Eltern. Insgeheim, habe ich ja wieder mit dem Haus abgeschlossen, weil die Tochter in meinem Alter war und wer weiß wie dann die Eltern drauf sind… Höchstwahrscheinlich hätten sie Angst, dass ich was mit der Tochter mache. Der Vater schien aber ein richtiger Sozialbrocken zu sein und überlegte gleich, wo ich schlafen könnte. Er willigte ein und bat mich auch gleich rein.
Station 8 – Golzow (nähe Stadt Brandenburg)
Ich saß dann eine ganze weile mit den beiden Kindern (sie hatte noch einen Bruder) im Wohnzimmer und haben TV geschaut. Er war auch so ungefähr in meinem Alter. Sie sprachen aber beide nicht viel und ich hatte ehrlich gesagt auch nicht so richtig Lust das Gespräch anzufächern. Nach einer weile kam der Mann zurück und zeigte mir meinen Schlafplatz. Es war im ehemaligen Kinderzimmer, von 2 Säuglingen, denn links standen zwei Krabbelkäfige. Er sagte mir, dass seine Frau mit den beiden Weg ist. Am Abend bat man mich dann zum Abendbrot. Fand ich super klasse, denn ich war echt hungrig und irgendwie war es dort sehr heimisch. Es sah aber wirklich überall wie im Saustall aus. Es ist kaum zu beschreiben, wenn man es selber nie gesehen hat. Man kennt diese Hardcore Wohnungen aus dem TV. So schlimm war es noch nicht, aber wenn man da nicht bald was macht, dann wird es da in naher Zukunft so aussehen. Wir sprachen ein bisschen über mich und die Familie. Seine Frau hat ihn verlassen und lebt mit den beiden jüngsten wohl in Brandenburg (in der Stadt).
Der Sohn hat eine Lehre als *weiß ich nicht mehr* und die Tochter ging noch zur Schule. Also nix mit so alt wie ich, 3 Jahre jünger, aber eben typisch Mädels, wer sieht das heutzutage schon auf anhieb. Sie war auch ein wenig komisch. Ich erinnere mich noch an eine Schülerin, die in der Gesamtschule so ähnlich war. Sie war nicht dick, hässlich, dumm oder so, aber sie ließ sich sehr gehen und war ganz einfach komisch. Blöd war auch, dass sie am nächsten Tag Geburtstag hatte. Mir war das schon ein wenig unangenehm, aber die anderen im Haus schien das nicht zu stören. Als ich dann Abends noch einmal den Bruder sah, roch er übelst nach Qualm und sah ganz schön fertsch aus. Keine Ahnung ob das Anzeichen für irgendwas sind, aber ich glaub der hat gekifft *lach* (Nicht, dass das spaßig wäre). Da scheint es wohl einige Probleme zu geben. Ich fotografierte diesmal wieder am Abend, weil sie am nächsten Tag alle sehr früh raus mussten und ich dann natürlich auch raus musste. So sah also die letzte Nacht der FreeSleepTour von mir aus
Eine Couch ist zwar kein Bett, aber immerhin war es sehr angenehm. So und noch schlimmer, sah es in jedem Zimmer aus. Mich pers. störte es nicht, weil ich ja nur eine Nacht hier schlafen müsste, aber generell würde ich da mal kräftig aufräumen. Früh’s wurde ich dann geweckt und ging ins Bad, wo ich am Vortag noch gar nicht war. Es war eine Katastrophe, schon fast eklig, aber wenigstens fließend Wasser. Nachdem ich dann alles gepackt hatte gab es noch ein kleines Frühstück. Das Besondere war, dass wirklich wartete bis der letzte am Tisch sitzt. Ein bisschen Smalltalk und natürlich die Gratulation für das Mädel. Trotzdem schien die Stimmung sehr gedrückt zu sein.
Viel hat man in der Familie wohl nicht gesagt, aber vielleicht auch meinetwegen. Habe nur 2 Brötchen gegessen, weil ich mir irgendwie verstohlen vorkam. Sie schienen nicht viel Geld zu haben, und gaben für mich in dem Sinne ihr letztes Hemd, das war mir sehr unangenehm. Alle schienen schon fast abweisend. Doch dann fing der Mann plötzlich an die Stimmung ein wenig zu lockern, so schien es mir erst. Er erzählte mir aber, dass er Waise wäre und das für ihn die Familie jetzt am Wichtigsten wäre, deswegen auch immer die gemeinsamen Essen. Ich verstand warum er es gesagt hatte und erzählte auch ein bisschen um es nicht wieder so trocken werden zu lassen. Dann waren aber auch schon alle fertig und alles ging ziemlich schnell. Ich verabschiedete mich und fuhr sehr sehr früh im leichtem Nieseln los.
Weg h – Golzow nach Luckau (Heimat) 100 km
Last but not least the road back to basic. Weit war es ja nicht mehr weg und man kam schon an bekannte Orte vorbei. Ich erinnere mich noch, dass mir der Weg sehr lang, aber irgendwie viel zu kurz vorkam. Alles schien so schnell wieder vorbei zu sein. Nachdem ja nun alle Audiogeräte kaputt waren hatte ich viel Zeit um mir ein paar Gedanken zu machen. Und noch einmal alles auf der Tour zusammen zu fassen. Da war zum einen der Stolz, die Tour wirklich geschafft zu haben und dann noch der Gedanke an einem spaßigen und billigen Urlaub. Was hat mich der Spaß gekostet, ca. 16 € und wenn man mal überlegt, dass davon 5 € für die Pizza waren… Ich war aber auch total aufgebraucht, aber bei den tollen Erlebnissen und Abenteuer in jeder Stadt hat es sich einfach nur gelohnt. Ein „kaputtes“ Knie und einen mortz Hunger. Die teilweise unvergessliche Ruhe und die Harmonie, die manchmal auf komischer Art und Weise ausgestrahlt wurde. Die Masse an Natur, die in der Woche auf mich eingeprasselt ist. Die verschiedenen Familien, denen ich begegnen durfte.
Am Ende lässt sich doch ein Schnitt bilden. Am besten da klingeln, wo nicht so viele wohnen. Ältere Leute, am besten Rentner, in einer vielleicht bäuerlichen Gegend. Es war einfach wahnsinnig lustig und wer mal Lust hat so etwas zu machen, der kann sich immer bei mir melden. Meine letzte FreeSleepTour war es definitiv nicht. Natürlich war mein Rennrad kein etwas mehr, sondern wie meine Jacky (Mein PC) ein guter Freund. An diesem Tag hat „es“ auch einen Namen bekommen… „Katharina“… Nach dem ganzen Stress mit der real Katharina, die mich schon damals sitzen gelassen hat fand ich den Gedanken sehr ironisch aber auch passend. Ich weiß ja was ihr denkt (ich mach mir nix draus, das ist mein persönlicher Spass), aber Katharina gehört jetzt mit Jacky zu meinen engsten Freunden *lach*. Danach kommen erst die Organischen *schmunzel*. Als ich um die Ecke bog und nun schon mein elterliches zu Hause sah, kam ich mir schon fast fremd vor.
Station 1 – Luckau (Spreewald)
Der einzige der da war, war mein Bruder (war zu besuch da, eigentlich sehr selten, denn er wohnt in Augsburg) und der hat mich nur blöd angeguckt und gefeiert. Ich war wieder da und nix hat sich verändert. Erst einmal ging ich unter die Dusche und dann habe ich soviel gegessen wie in meinen Leben noch nie zuvor (2 große Portionen Spaghetti dazu 2 Schnitzel und zum Nachtisch noch ein paar Joghurts und süßes).
FAZIT: SELBER ERLEBEN UND KEINE MORAL ERWARTEN