3 Wochen Backpacken in der Türkei
*** Gastartikel von Philipp B. *** Wer an Backpacken denkt, denkt zunächst an Thailand oder Kambodscha, Peru oder Bolivien. Ich wollte genau das nicht, sondern wollte mal etwas anderes ausprobieren, weshalb ich mich für Backpacking in der Türkei entschieden habe. Was ungewöhnlich klingt, war eine total geile Erfahrung, die ich nicht mehr missen möchte und die ich nur jedem ans Herz legen kann, der auch mal ein bisschen abseits der üblichen Backpacker-Pfade unterwegs sein möchte. Mit der Türkei verbinden viele Leute erst mal Pauschalurlaub in Bodrum, Side oder Alanya. Was mit Sicherheit bei einem anstrengenden Arbeitsalltag sehr erholsam sein kann, ist für mich eine grausige Vorstellung. Im Urlaub nur an einem Ort zu sein, kann ich nicht, mag ich nicht und will ich nicht.
Clubanlagen gehen für mich gar nicht
Wenn ich ein Land bereise, dann will ich das Land kennenlernen. Ich will mehrere Orte sehen, sowohl große als auch kleine, ich will Natur sehen, Städte, Strände und Landschaften und ich will sehen wie die Einheimischen leben. In einer Clubanlage ist das für mich unmöglich, weshalb ich es bevorzuge mit leichtem Gepäck flexibel von Ort zu Ort zu ziehen.
Die Türkei war für mich insofern herausfordernd, da ich überhaupt kein türkisch spreche und das Land nicht gerade als Backpacker-Mekka bekannt ist. Ich hatte also die Sorge auf eine nicht so gut ausgebaute Hostel- und Infrastruktur zu treffen und mich nicht überall verständigen zu können. Auch eine Route zu überlegen fiel mir anfangs schwer.
Will ich in den Osten der Türkei und das untouristische Anatolien erkunden? Oder bleib ich im westlichen Teil des Landes, der nicht nur im Westen liegt, sondern auch westlich geprägt ist? Alleine zu Reisen war für mich kein Problem und als Mann habe ich mir um meine Sicherheit auch kaum Gedanken gemacht.
Meine geplante Route durch die Türkei
Ich hatte drei Wochen Zeit und das einzige was ich wusste war, dass ich unbedingt nach Istanbul will und unbedingt nach Kappadokien. Diese Region rund um Göreme hatte ich schon auf so vielen Fotos gesehen und die Bilder haben mich jedes Mal total geflasht, sodass das für mich das Pflichtprogramm bei meinem Backpacking-Trip war. Ein Auto wollte ich mir nicht mieten, sondern las im Internet über die guten Busanbindungen innerhalb des Landes, worauf ich mich dann einfach mal verlassen habe.
Weitere Stopps, die ich in meinen Trip einbinden wollte, waren Ankara auf dem Weg von Istanbul nach Kappadokien und die südliche Mittelmeerküste von Mersin bis Antalya, von wo aus ich dann den Rückflug antreten wollte. Die Flüge hab ich als Gabelflug für 230 Euro buchen können und mit Mai schien mir meine Reisezeit zudem perfekt. Noch nicht zu heiß, aber trotzdem schon schön warm mit viel Sonne.
Drei Tage Istanbul waren zu wenig
Mein Start in Istanbul verlief dann leider recht holprig, da das Hostel, das ich mir von zuhause aus schon gebucht hatte leider überbucht war und ich dann mitten in der Nacht noch die halbe Stadt nach einer anderen Unterkunft absuchen musste. War aber nicht so wild, da ich auf diese Weise in meinem neuen Hostel gleich ein nettes Mädel aus Bayern kennenlernte, mit der ich mich zur Stadterkundung für den nächsten Tag verabredete.
Ursprünglich hatte ich für Istanbul nur drei Tage eingeplant, am Ende wurden es sogar sechs Tage, die ich in der Metropole am Bospurus verbracht habe. Strahlender Sonnenschein und ein blauer Himmel wie aus dem Bilderbuch ließen die Stadt jeden Tag in bestem Licht glänzen und ich genoss die Tage mit Besichtigungen der Hagia Sohpia, der blauen Moschee, des großen Bazars und der Altstadt von Istanbul.
Die obligatorische Schiffsfahrt über den Bosporus ließ ich mir natürlich nicht entgehen, um an meinem letzten Tag in Istanbul die asiatische Seite der Stadt zu erkunden. Zurück Richtung europäischem Teil, in dem auch mein Hostel lag, ging es dann im Sonnenuntergang und die für Mai noch etwas frische Abendbrise machte das Erlebnis perfekt.
Mein Fazit zu Istanbul
Ich habe Istanbul als eine westlich geprägte Stadt empfunden, mit vielen unglaublichen Gebäuden und Moscheen, mit spannenden und abwechslungsreichen Stadtvierteln und vor allem mit tollen Restaurants und Bars, die immer wieder wahnsinnige Blicke über die Stadt bieten und mit moderaten Preisen und leckerem Essen locken. Zwar gibt es auch viele Frauen mit Kopftüchern auf der Straße und die Kultur ist schon recht männlich geprägt, ich denke aber dass Istanbul die westlichste Stadt der Türkei ist und das Bild dort sehr offen und gemischt ist.
Nachdem ich schweren Herzens Abschied von Istanbul genommen habe, ging es für mich mit dem Bus nach Ankara. Die Fahrt dauerte rund sechs Stunden und auf dem Weg nach Ankara kamen wir immer wieder durch kleine, staubige Ortschaften und durch Landschaften ohne eine Menschenseele. Der Bus fuhr teilweise recht rasant, es ist aber alles gut gegangen und ich kam heil am Busbahnhof in Ankara an.
Ankara: Die wahre Türkei
Von Ankara hatte ich mir im Vorfeld nicht so viel versprochen. Die Hauptstadt der Türkei hat mehr als 5 Millionen Einwohner und ich habe eine große, laute und bei weitem weniger schöne Stadt als Istanbul erwartet. Tatsächlich lag ich mit meiner Einschätzung nicht so falsch. Viele Hochhäuser und viele nicht so schöne Ecken gibt es in Ankara auf jeden Fall, aber, und das ist das, was mich am Ende dann doch überzeugt hat: In Ankara hat man das Gefühl in der wirklichen Türkei zu sein!
Es gibt viel weniger Touristen als in Istanbul, das Preisniveau liegt deutlich unter dem von Istanbul und insgesamt machte die Stadt trotz des sehr anstrengenden Verkehrs und großen Distanzen auf mich einfach einen sehr authentischen Eindruck. In der Altstadt von Ankara fand ich ein nettes Hostel und legte mich erst mal nur für zwei Tage Aufenthalt fest.
In der Altstadt von Ankara gibt es noch viele kleine Läden, die dicht an dicht beieinander liegen, wodurch eine recht orientalische Atmosphäre entsteht. Ein Muss in Ankara ist der Besuch des Mausoleums von Atatürk, in das der Eintritt sogar kostenlos ist. Auch der Besuch der Zitadelle von Ankara gehört zu einem Besuch dazu, von dort hat man einen tollen Blick über die Stadt.
Keine Langeweile in Ankara
In der Stadt gibt es viele Grünanlagen
, unter anderem den riesigen Stadtpark Harikalar Diyari, in dem man sich mittags ein bisschen ausruhen kann. Auch in Ankara habe ich wieder super lecker gegessen und trotz meiner anfänglichen Skepsis hat mir die Stadt so gut gefallen, dass ich meinen Aufenthalt dort sogar noch um zwei Nächte verlängert habe.
Es gibt viele Moscheen, die man besichtigen kann, das Nachtleben ist ebenfalls nicht zu verachten und die Menschen sind alle sehr freundlich. Zwar sprechen die wenigsten Englisch und ich wie bereits erwähnt überhaupt kein Türkisch, mit Händen und Füßen ging aber alles und Fragen in Restaurants oder an Essensständen sorgten ebenso wie Fragen nach dem Weg immer für allgemeine Erheiterung.
Endlich nach Kappadokien
Nach nun schon 10 Tagen in der Türkei wurde es für mich nun Zeit, mein persönliches Highlight anzusteuern: Kappadokien. Mit dem Bus fuhr ich in rund fünf Stunden von Ankara nach Göreme, was total entspannt war. Die Landschaft, die am Fenster vorbeizog, sah teilweise aus wie auf dem Mond und je näher wir der Region Kappadokien kamen, desto interessanter wurde es. In Göreme angekommen machte ich mich wie immer auf gut Glück auf die Suche nach einem Hostel (na gut, ich hatte mir im Vorfeld schon ein paar rausgeschrieben, die ich dann ansteuerte) und wurde schnell fündig.
Was ich schon vor meinem Abflug in die Türkei wusste ist, dass ich mir meinen Traum von einer Ballonfahrt über Kappadokien erfüllen möchte. Ich buchte gleich für den nächsten Morgen über mein Hostel noch eine Fahrt und konnte das Klingeln des Weckers um 4:30 Uhr (fast) nicht erwarten, um 5:00 sollte nämlich schon die Abholung am Hostel sein. Umgerechnet rund 100 Euro sollte die Fahrt kosten, was natürlich für einen Backpacker sehr viel Geld ist – mir diesen Traum zu erfüllen, war es mir aber wert.
Die Ballonfahrt war der Wahnsinn, im Sonnenaufgang über diese skurrile Landschaft zu schweben, die ganzen anderen Ballons zu sehen, das geräuschlose Dahingleiten über die Felsformationen: Unglaublich und absolut empfehlenswert. Ich rate dazu, die Ballonfahrt erst vor Ort zu buchen, da die Preise teilweise deutlich günstiger sind, als wenn man vorab im Internet bucht.
Nach diesem Tag nahm ich mir vor noch zwei weitere Tage in der Region zu verbringen und machte an einem Tag von Cavusin aus noch eine Wanderung mit Francesco aus Italien, den ich im Hostel kennenlernte und besuchte am nächsten Tag noch das Dorf Zelve und die Töpferstadt Avanos. Alle Orte innerhalb der Region Kappadokien kann man übrigens gut mit Bussen erreichen, die die verschiedenen Punkte miteinander verbinden.
Planänderung! Zum Glück bin ich Backpacker…
Da ich von meinen geplanten 21 Tagen nun schon 14 Tage in Istanbul, Ankara und Kappadokien verbracht hatte, blieb mir nun für meinen ursprünglichen Plan keine Zeit mehr, sodass ich meine Pläne spontan änderte (für mich der Vorteil am Backpacken ohne Vorbuchen). Ich entschied mich, doch nicht nach Mersin zu fahren, sondern direkt nach Antalya und wollte von da aus dann noch die Küste erkunden, bevor ich meinen Rückflug antrete.
Über Nevsehir buchte ich mir ein Busticket nach Antalya – die Fahrt sollte insgesamt fast 10 Stunden dauern, dafür aber auch nur 18 Euro kosten. Die Fahrt ging über Nacht, was mir ganz gelegen kam, da ich so dafür keinen ganzen Tag opfern musste und auch noch die Hostel-Kosten sparen konnte. Schlafen kann ich eh überall, von daher eine super Sache.
Angekommen in Antalya entschied ich mich, nur für einen Tag in der Stadt zu bleiben, dann von dort aus nach Olympos zu reisen und dann auf dem Rückweg direkt zum Flughafen fahren – ohne erneuten Zwischenstopp in der Stadt. In Olympos wollte ich in den Olympos Nationalpark für ein kleines Natur-Erlebnis und in die antike Ruinenstadt Olympos selbst.
Endlich Meer – Relaxen im wunderschönen Olympos
Ich wusste, dass in Olympos wohl viele Backpacker unterwegs sein sollen, und dass man dort in Blockhütten am Strand schlafen und tagsüber das Strandleben und abends die netten Bars und Clubs genießen kann. Genau das hab ich auch gemacht! Nachdem ich so viel Zeit in Städten verbracht hatte, habe ich es richtig genossen einfach mal für ein paar Tage nichts zu tun.
Ich habe super nette Leute aus vielen verschiedenen Ländern kennengelernt, viele waren auf Touren durch ganz Europa unterwegs und einige so wie ich nur in der Türkei. Tagsüber lagen wir am Strand, einen Tag hab ich die Ruinen von Olympus besichtigt – sehr beeindruckend – und die Zeit verging wie im Flug.
Antalya ist übrigens total schön und ich hab mich ein bisschen geärgert für die Stadt nicht noch mehr Zeit zu haben. Kaleici, die Altstadt von Antalya ist wirklich hübsch, der Hafen von Kaleici malerisch, die Stadt überrascht immer wieder mit tollen Blicken auf das Taunus-Gebirge und die Atmosphäre wirkte auf mich sehr entspannt und mediterran. Auch die Strände in der Umgebung sollen ganz toll sein – leider fehlte mir dafür die Zeit. Noch ein Grund mehr nochmal wiederzukommen und noch mehr von diesem tollen Land zu entdecken!
So waren drei Wochen Backpacken in der Türkei
Meine Zeit in der Türkei war wirklich großartig. Bis auf ein überbuchtes Hostel, ein paar rasante Busfahrer und zwei, drei Mal leichtem Bauchgrummeln nach dem Essen habe ich nur positive Erfahrungen gemacht. Mein Bauchweh war nach einem Arztbesuch schnell weg, und zum Glück hatte ich schon in Deutschland eine Reiseversicherung für den Fall der Fälle gebucht. Ich habe mich nie unsicher oder bedroht gefühlt habe tolle Menschen kennengelernt und gerade mit Ankara auch mal die „echte Türkei“ abseits des Touristentrubels gesehen.
Eigentlich hätte ich noch viel mehr anschauen wollen, aber wenn es einem an einem Ort gefällt, kann man ja auch mal ein paar Tage bleiben und vielleicht irgendwann nochmal für den Rest des Landes wiederkommen. Ausgegeben habe ich für meinen dreiwöchigen Trip inklusive Flug um die 1.200 Euro, was auch in Anbetracht meiner Ballonfahrt und das ich gut gelebt habe für mich absolut ok ist. Ich kann die Türkei jedem wirklich absolut empfehlen und gerade als Backpackerziel ist das Land super geeignet!