Eine Reise auf der Moldau: Mit dem Kanu nach Prag

Als meistbefahrener Fluss Europas eignet sich die Moldau ideal für Schiff- und Kanufahrten aller Art. Rund 200 km Strecke warten bei unserer Route auf Abenteuerlustige, die sich entweder ganz eigenständig ihren Weg auf dem großen Wasser suchen oder entspannt an einer der zahlreichen Kreuzfahrten teilnehmen können. Wer mit Kanu oder Raft unterwegs ist, macht auf seiner Reise an einem der zahlreichen Campingplätze halt, die direkt am Ufer gelegen sind.

 

 

Einen schönen Einstieg für die Moldaufahrt finden eigenständige Fahrer nahe der österreichischen Grenze, denn von hier ist es nur ein Katzensprung bis nach Vyssi Brod in der Tschechischen Republik. Hier ist die imposante Moldau lediglich ein dünnes Flüsschen, das kaum mehr als 15 m Breite aufweisen kann und höchstens einen Meter tief ist. Für Paddler mit kleinem Boot ist es jedoch ideal, denn der Fluss hält hier zahlreiche kleine Events bereit, wie kleine Wehre, die es zu umschiffen geht. Nimmt man sich an den Einheimischen Fahrern ein Beispiel, so wird einfach auf gut Glück die Bootsgasse genutzt. Meist kommen die Fahrer heil hindurch, nur selten kentert ein Kanu dabei und muss doch hinübergetragen werden. Ein aufblasbares Kanu kann sich hier übrigens durchaus eher lohnen als die Variante aus Hartplastik, denn letztere laufen schneller voll und verfehlen gern die kleinen Holzbretter, die oftmals nur als Bootsgassen in den Wehren liegen.

 

Zwischenstopp bei Ceský Krumlov, dem Weltkulturerbe

Gut 30 km sind es bis zum ersten spektakulären Halt auf der Route, der sich nach einigen Wehren am Horizont abbildet: Ceský Krumlov oder Böhmisch Krumau liegt dort direkt am Ufer und zieht mit seinem Status als Weltkulturerlebe zahlreiche Touristen an. Kanufahrer müssen hier natürlich nicht vor den Stadttoren vor Anker gehen, sondern gelangen über den Wasserweg in die Stadt. Dafür wird eine Brücke unterfahren, unter der sich eine durchaus schwierige Passage befindet, die mit großer Wasserwalze und einem höheren Niveauunterschied so ihre Tücken hat. Bewusst sein sollte man sich dabei aber ebenso der zahlreichen Zuschauer, die derweil von der Brücke aus zuschauen.

 

Ein kurzer Abstecher in die schöne Stadt lohnt sich und die charmanten kleinen Gassen und beeindruckenden Häuser laden zum Verweilen ein. Der „Perle des Böhmerwaldes“ sollte man schon einen vollen Nachmittag oder vielleicht noch länger widmen, um sich an den historischen Sehenswürdigkeiten wie dem ausgedehnten Schlosskomplex und der Staatlichen Burg zu erfreuen. Dank der beeindruckenden Architektur, der kulturellen Tradition und der Fläche gehört es zu den bedeutendsten Denkmälern Mitteleuropas.

 

Bei Budweis lohnt sich der nächste Stopp der Reise, denn auch hier kann direkt bis in die Stadtmitte gepaddelt werden. Erstaunte Gesichter sieht man dabei jedoch selten, denn die Bewohner scheinen den alltäglichen Verkehr mit Kanus bereits gewöhnt zu sein. Weltweit bekannt ist die größte Stadt Südböhmens natürlich aufgrund der Budweiser-Biermarke, die man sich bei einem Besuch gern schmecken lassen darf. Aber auch sonst überzeugt die Universitätsstadt mit einem schönen Stadtkern, prunkvollen Gebäuden und idyllischer Atmosphäre.

 

Von hier sind es nun noch stolze 150 km bis nach Prag, die mit dem Kanu bewältigt werden wollen. Einige Tage ist man so durchaus unterwegs. Wer den anliegenden Städten keinen Besuch mehr abstatten möchte, macht einfach direkt am Ufer halt und nutzt die anliegenden Campingplätze zur Übernachtung oder als Raststätte. Gerade für Backpacker, die nur mit wenigen Habseligkeiten reisen, ist diese Möglichkeit ideal und zudem preiswert.

 

Will man stattdessen doch noch den einen oder anderen längeren Aufenthalt einplanen, so bietet sich etwa 50 km vor Prag ein Trip in die Stadt Benešov (deutsch Beneschau) an. Vor allem als Verwaltungsstadt ist sie ein wichtiger Standort, aber auch als Zentrum der Bildung und des Handels ist sie bekannt geworden. Hier kann auch das Schloss Konopiště besucht werden, welches sich etwas außerhalb des Zentrums befindet und eine reiche Sammlung von Kunst- und Kunsthandwerksgegenständen aus der Gotik, Renaissance, des Barock und der Gegenwart verwahrt. Aufgrund dessen zählt es zu den wohl interessantesten Schlössern Mitteleuropas. Gerade die Waffensammlung der Familie d’Este lohnt sich für Interessierte, allerdings ist auch das Schloss an sich schon einen Besuch wert und begeistert mit beeindruckendem Deckenfresko im Speisesaal, der Schlosskapelle und den Gewölben oder dem Rosazimmer und Schlafzimmer Kaiser Wilhelms.

 

Im Zentrum Prags mit dem Schiff unterwegs

In Prag angekommen gehört die Schifffahrt im Zentrum wohl zum Pflichtprogramm und bietet ein erholsames Kontrastprogramm zum sonstigen Kanufahren. Von der bekannten Čech-Brücke legen die kleinen, charakteristischen Passagierschiffe ab, die einen wunderbaren Ausblick auf die schönsten der Prager Denkmäler und Panoramen bieten. So genügt schon ein Blick auf die rechte Seite, um die Letná-Gärten zu entdecken, während sich hinter selbigen bereits die Prager Burg und das imposante Bild der Prager Innenstadt abzeichnet.

 

Nur knapp darunter finden die Passagiere die Insel Kampa – sie gilt wohl als einer der romantischsten Plätze Prags. Nicht nur deshalb wurde sie übrigens als zweitschönste Stadtinsel der Welt ausgezeichnet. Auch hier lohnt sich ein kurzer Aufenthalt, denn die idyllische Gegend erscheint geradezu unwirklich und bietet einen tollen Ausblick auf die Karlsbrücke und den Veitsdom. Nur durch einen künstlichen angelegten Mühlenbach, den Čertovka oder zu Deutsch Teufelsbach, wird die kleine Insel vom Festland getrennt. Während dort ursprünglich nur Gärten, Weinreben und Mühlen standen, so finden sich heute zahlreiche Kulturgüter auf ihr. Wer der Insel einen Besuch abstattet, der wird zudem sicherlich einen Blick auf die sogenannte John-Lennon-Mauer werfen wollen, die jährlich von unzähligen Fans aufgesucht wird, die ihrem Idol huldigen.

 

Damit ist es mit den Sehenswürdigkeiten innerhalb des Zentrums allerdings noch nicht zu Ende. Nutzt man selbige Schiffstour im Zentrum auch für die Rückfahrt, so kann auch der Konzertsaal des Rudolfinums bewundert werden, gleich dahinter befindet sich außerdem das gotische St. Agnes Kloster, welches immerhin noch an seinen Dächern zu erkennen ist.

 

Hat die Moldaufahrt in Prag erst ihren Höhe- und Endpunkt erreicht, so ist die Reise aber selbstverständlich noch nicht vorbei. Stattdessen lohnt sich der Besuch der altehrwürdigen Stadt auf festem Boden, sei es zum obligatorischen Sightseeing oder um die unbekannteren Seiten der Stadt zu erkunden. Da bekannte Denkmäler und sehenswerte Orte auch in jedem Reiseführer enthalten sind, möchten wir in diesem Fall einige weniger bekannte aber nichtsdestotrotz empfehlenswerte Ecken aufzeigen, die einen Einblick in das echte Leben bieten.

 

Auch direkt am Wasser gelegen ist Smetanovo nábreží, das rechte Flussufer der Moldau, welches nach dem tschechischen Komponisten Bedřich Smetana benannt ist. Hier treiben sich zwar durchaus viele Anwohner und auch Touristen umher, dennoch ist das Ufer auf seine ganz eigene Art sehr speziell. Vor allem fängt es aber den Charme der Stadt ein und bietet den idealen Standort, um das „typische Pragbild“ zu schießen, auf dem sowohl die Prager Burg als auch die Karlsbrücke zu sehen sind. Als erstes Flussufer aus Stein fahren hier allerdings auch Autos und Trams durch die anliegenden Straßen, ebenso laden Bänke zu einer kurzen Rast im Schatten hoher Bäume ein. Natürlich sind auch Restaurants und urige Kneipen nur einen Steinwurf entfernt und bieten sich an, um den Abend entspannt bei untergehender Sonne ausklingen zu lassen.

 

Streckentipp im Prager Stadtteil Troja

Wer noch nicht genug vom Kanufahren bekommen hat oder zum Abschluss noch ein kleines Abenteuer wünscht, dem sei der Slalomkanal in Troja ans Herz gelegt. Als ehemalige Floßgasse ist der Kanal zwar ursprünglich gerade angelegt worden, doch durch teils veränderte Einbauten konnte eine anspruchsvolle und spannende Strecke geschaffen werden. Optimale Trainingsbedingungen werden hier durch eine ständige Wasserversorgung gewährleistet und obwohl sich oftmals ansässige Mannschaften die gesamte Strecke reservieren, so werden von diesen meist nur einige Abschnitte benötigt, sodass man sich schnell arrangieren kann. Auch für Übernachtungsmöglichkeiten ist ganz in der Nähe gesorgt, so werden beispielsweise direkt im Bootshaus Zimmer vermietet, aber auch Hostels für Backpacker in Prag lassen sich hier als schnelle Unterbringung nutzen.

 

Kunst und Szeneleben in Prag – das muss man erlebt haben!

Die Kunstszene in Prag kann beispielsweise im „La Fabrica“ ausgiebig genossen werden – der kleine und freie Kunstraum ist Austragungsort zahlreicher Veranstaltung, dabei geht es jedoch selten alltäglich zu. Zeitgenössisch eingerichtet spricht er dabei dennoch ein größeres Publikum an und begeistert mit visueller Kunst, multimedialen Events und sogar Zirkus-Attraktionen der besonderen Art. Eine feste Gruppe gibt es dabei nicht, stattdessen überzeugt hier vor allem der gekonnte Mix unterschiedlichster Künstler, die allesamt aus der heimischen Kunstszene entstammen. Gesitteter geht es dagegen im Nationaltheater zu. Insbesondere das Laterna Magika ist einen Abstecher wert, auch historisch betrachtet hat es eine interessante Geschichte, es war nämlich das erste moderne Schwarzlichttheater, bei dem also nur weiße Gegenstände auf der Bühne sichtbar waren, während die Schauspieler „unsichtbar“ in schwarz auf ihr agierten.

 

Mittlerweile heißt es allerdings Novà scène und bietet Kulturliebhabern insbesondere moderne Theateraufführungen und spektakuläre Tanzevents. Oder soll es lieber ein wenig Zerstreuung bei einer Kino-Vorstellung sein? Dann ist das Kino Aero vielleicht der richtige Zielort für Sie, allerdings nur dann, wenn Sie moderne Arthouse-Filme mögen. Als eines der wenigen ansässigen Kinos werden hier zudem verschiedenste Festivals und Themenabende abgehalten. Ein Abstecher in die dazugehörige Bar, in der das wohlschmeckende Bernard-Bier serviert wird, rundet den medialen Abend gekonnt ab.

 

Entspannen und zurücklehnen

Soll es nicht immer das zwar gute, aber vielleicht irgendwann fad werdende tschechische Bier sein, so kann stattdessen auch zu einem Glas Wein gegriffen werden. In Weinbars wie der „Bokovka“ lässt sich mit einem der ausgewählten Weine aus Europa und der ganzen Welt hervorragend entspannen, insbesondere die tschechischen Weine aus Mähren sind aber einen genaueren Blick wert. Mit rund 10€ pro Flasche ist man bereits dabei, wobei es nach oben hin preislich kaum Grenzen gibt. Dazu gereicht werden kleine Spezialitäten oder Oliven, Wurst und Käse. Gegründet von einigen Prager Künstlern ist die charmante Bar durchaus außergewöhnlich und sorgt sicherlich für einen gelungenen Abend.

 

Nicht nur für Backpacker, sondern ebenfalls für den Otto-Normal-Touristen geeignet sind Ausflüge in das Naturschutzgebiet Prokopské údolí, welches im Südwesten von Prag liegt. Bei gutem Wetter kann hier auf den steilen, klippenartigen Felsen fabelhaft entspannt werden – mit Picknickkorb und Decke bewaffnet lassen sich zahlreiche romantische Ecken finden, die mit kleinen Teichen oder geheimnisvollen Höhlen punkten.

 

Tolle Souvenirs aus Prag – kein 0815 für die Daheimgebliebenen!

Wie lang die Reise auch sein mag, irgendwann ist sie zu Ende, dann heißt es Sachen packen und zurück in heimische Gefilde. Für den einen oder anderen Freund oder die Familienangehörigen möchte man aber doch gern ein schönes Kleinod aus der Ferne mitbringen und das sollte bestenfalls auch nicht nur aus einer schnöden Postkarte oder dem obligatorischen Staubfänger bestehen. Ein richtiger Insidertipp für den Souvenirkauf ist „Harddecore“, ein kleiner, charmanter Laden, der stylische Accessoires in original tschechischem Design verkauft. Bekannte tschechische Künstler, aber auch Newcomer und Nachwuchsdesigner stellen hier ihre Stücke aus. Dabei ist so gut wie alles zu finden, sei es aus Stoff, Metall, Glas oder Porzellan. Abgerundet wird das Angebot übrigens durch Kunstkurse, interessante Workshops und eine Boutique.

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